Austrian Airlines hat im 1. Halbjahr 2005 den Verlust mehr als vervierfacht. Die Explosion der Kerosinpreise und "europaweit rekordverdächtige" Gebühren und Flughafenkosten haben alle internen Kostensenkungserfolge aufgefressen. AUA-Chef Vagn Sörensen ruft jetzt nach einem Regulator, der, wie bei Telekom oder Strom, für ein "wettbewerbsfähiges Umfeld" sorgen soll.
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So geht es jedenfalls nicht weiter: "Wir sind der Motor in der ganzen Wertschöpfungskette Luftfahrt, man kann uns nicht mit Wasser speisen". Für Sörensen ist es höchste Zeit, mit grundsätzlichen Fragen bei den Eigentümern, namentlich auch dem Aktionär Republik Österreich, anzuklopfen. "Es kann nicht sein, dass etwa der Flughafen regelmäßig seine 40-%-Marge verdient, während wir ständig so kämpfen müssen und uns die Gebühren und andere Kosten alle internen Einsparungserfolge wieder auffressen" - seit 2002 seien das immerhin 400 Mio. Euro gewesen. Die AUA brauche Entlastungen bei den externen Kosten und Gebühren "in zweistelliger Millionenhöhe".
http://www.wienerzeitung.at/bilder/artikel/aua.gif Warum sollte nicht auch in der Luftfahrt ein Regulator, ähnlich wie in der Strom- oder Telekombranche, für ein wettbewerbsfähiges Umfeld sorgen? Sörensen und Finanzchef Thomas Kleibl betonen die Bedeutung einer konkurrenzfähigen AUA für den Standort Wien und Österreich - die Wertschöpfung der Branche betrage 3,5 Mrd. Euro pro Jahr mit einem Beschäftigungseffekt von 50.000 Mitarbeitern. Und sie sehen ihr Unternehmen derzeit in einem klaren Standortnachteil - "wir müssen das ganze Marktrisiko alleine tragen". Mit Politik, Behörden und öffentlichen Eigentümern sollte daher dringend verhandelt werden - etwa über die hohen - zuletzt vom Bund verdoppelten - Sicherheitsgebühren - die man bereits auch bei Gericht bekämpft - ebenso aber über die Landegebühren und auch die Frage von Subventionen für Billigfluglinien.
Obwohl die Flugumsätze um 3,1% auf 1,013 Mrd. Euro zunahmen, haben explodierende Kerosinpreise und durch Überkapazitäten ausgelöster beinharter Konkurrenzkampf der AUA im 1. Halbjahr einen Abgang im EBIT von 93,3 Mio. Euro beschert - im Vergleichszeitraum 2004 waren es nur 18,9 Mio. Euro Verlust gewesen. Der unbereinigte Verlust vor Steuern stieg im Halbjahresvergleich sogar von 27,5 auf 106,6 Mio. Euro.
"Unser 1. Quartal war schlecht, und das haben wir im 2.Quartal nicht kompensieren können", sagte der AUA-Chef am Montag in der Halbjahrespressekonferenz. Für das 3. Quartal erwartet man zwar ein positives (bereinigtes) Ergebnis. Aber für das Gesamtjahr 2005 sind rote Zahlen prognostiziert - in welcher Höhe, das will der Vorstand derzeit noch nicht sagen. Sörensen spricht lediglich von einer weiterhin "angespannten Ertragssituation" und erwartet für den heurigen Winter angesichts wieder riesiger Überkapazitäten am Flughimmel einen Konkurrenzkampf und Preisdruck "in ganz neuen Dimensionen". Das werde aber die Low-cost-Carrier noch härter treffen, die jetzt die selbe Situation erlebten wie die anderen Airlines vor drei, vier Jahren.
Sörensen rechnet damit, dass die Treibstoffpreise heuer zumindest auf dem derzeitigen Rekordniveau bleiben, jedenfalls rechnet er kurzfristig mit keiner Entspannung an dieser Front. Während im 1. Halbjahr 2004 der Kerosinpreis druchschnittlich bei 338,3 Dollar je Tonne lag, waren es bis Ende Juni heuer bereits 516,7 Dollar - mit Spitzen über 600 Dollar. Für das 2. Halbjahr rechnet man mit 550 Dollar. Treibstoffpreis-Hedging gibt es - wie bei 70% aller übrigen Airlines der Welt - bei der AUA jetzt nicht mehr: "In diesen Höhen wäre eine solche Versicherung zu teuer". Derzeit machen die Treibstoffkosten 15,5% des gesamten Betriebsaufwands aus. 2002 waren es erst knapp über 9%. Eine weitere Anhebung der Kerosinzuschläge sei nicht auszuschließen.
Intern gegengesteuert wird dem Ertragsdruck - ohne Personalabbau - mit Kapazitäts-kürzungen, Personalaufnahmestopp im Nicht-Produktions-Bereich und Einschränkungen bei den Investitionen. Das Wiener Stadtbüro am Schwarzenbergplatz wird Ende des Jahres geschlossen. Man richtet sich verstärkt auf Online-Buchungen und alternativen Vertrieb ein - auch einen Ticketverkauf über Einzelhandels-Diskonter will Marketing-Vorstand Josef Burger nicht ausschließen. Von 2000 auf 2004 habe man den Anteil der Verkaufskosten an den Gesamtkosten schon von 20,3 auf 10% halbieren können - und trotzdem die Marktanteile erhöht, so Burger. Offensiv bleiben will man in den überdurchschnittlich wachsenden Märkten Osteuropa, Asien und Nahost: "Da sind wir vorne".