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Absprung von 120 Piloten und 221 Flugbegleitern "verkraftbar".
| Betriebsrat im Zweifel: "So reibungslos wird das nicht über die Bühne gehen."
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Wien. Bis zum Sommerflugplan 2013 will die AUA ihren Flugbetrieb mit mehr als zehn Prozent weniger Bordmitarbeitern bestreiten - und das ohne Abstriche für ihre Kunden. Erst in zehn Monaten soll neues Flugpersonal eingestellt werden. "Bei unserem aktuellen Sommerflugplan bleibt alles beim Alten", versichert die AUA.
Dass sich, wie nun seit Sonntag feststeht, 120 Piloten und 221 Flugbegleiter wegen des umstrittenen Betriebsübergangs zur Tyrolean entschieden haben, die Abfertigung zu nehmen und zu gehen, macht Airline-Chef Jaan Albrecht offenbar keinen besonderen Stress. "Die Abgänge sind verkraftbar", sagt sein Sprecher, Peter Thier, zur "Wiener Zeitung". "Kein Passagier braucht sich Sorgen zu machen, dass er am Gate stehen bleibt. Wir werden alle an ihr Reiseziel bringen." Dies gelte auch in den verkehrsstarken Sommermonaten.
Ab 1. Juli - an diesem Tag wird der Flugbetrieb der AUA zur billiger operierenden Tyrolean ausgelagert - hat das Unternehmen alles in allem nur noch rund 900 Piloten und etwa 2000 Flugbegleiter. Um die jetzigen Abgänge auszugleichen, hat der AUA-Vorstand im Vorgriff darauf schon vor Wochen eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet.
So wurden im Mai alle 450 Tyrolean-Piloten nach längerer Periode von Teil- auf Vollzeit gesetzt. Von diesen werden 40 darüber hinaus auf andere, größere Flieger umgeschult. Dazu kommen noch Produktivitätssteigerungen durch längere Arbeitszeiten. Statt bisher 700 Stunden pro Jahr müssen Piloten der Austrian Airlines Group künftig 800 Stunden arbeiten.
Lufthansa hilft notfalls aus
Ein weiterer Punkt ist der stärkere Einsatz von Führungskräften - es gibt auch Piloten mit Managementfunktion. Außerdem hat die AUA für den Fall von Personalengpässen im Sommer fixe Zusagen, dass ihre Mutter Lufthansa und ihre Schwester Swiss Ersatzflüge übernehmen.
AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard (er ist selbst Pilot) zweifelt an den Notfallplänen des Managements. "So reibungslos wird das nicht über die Bühne gehen", zitiert ihn die APA. "Es sind fast 50 Prozent der Kapitäne auf der ‚Triple Seven‘ weggegangen (die AUA hat vier Boeing 777, Anm.)." Auf Knopfdruck umzuschulen, sei nicht möglich. Minhard berichtete deshalb am Montag von Gerüchten, wonach die AUA nun versuche, ihre abgesprungenen Piloten dazu zu bewegen, die Selbstkündigung wieder rückgängig zu machen. Die AUA dementiert, hier aktiv zu sein, betont jedoch, dass Rückkehrern die Tür offen stehe.
Wie viel die Airline für die insgesamt 341 scheidenden Bordmitarbeiter unterm Strich an Abfertigungen auszahlen muss, will sie im Übrigen nicht genau beziffern. Pressesprecher Peter Thier sagt nur, dass darauf ein Großteil jener Kosten entfalle, die für den Betriebsübergang (rund 100 Millionen Euro) veranschlagt sind.
Mit dem Übergang zur Tyrolean werden bisherige Vergütungs-, Arbeitszeit- und Pensionsprivilegien beim AUA-Bordpersonal beseitigt. Diese Maßnahme ist Teil eines 223 Millionen Euro schweren Sanierungspakets. Die marode AUA steht unter großem Druck der Lufthansa, 2013 endlich in die Gewinnzone zu fliegen. Der Lufthansa-Konzern selbst fährt ebenfalls ein Sparprogramm (1,5 Milliarden Euro). Jetzt soll auch die Catering-Tochter LSG Sky Chefs und die Computer-Firma IT Services mit zusammen rund 33.000 Mitarbeitern verkauft werden.