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Auch Bio kann noch teurer werden

Von Petra Medek

Wirtschaft

Waldviertler Bio-Linie legt schnell zu. | Sonnentor: Höhere Preise werden von Kunden akzeptiert. | Wien. Bio ist längst keine Nische mehr - die ganze Lebensmittelbranche nascht in dem Segment bereits mit. Selbst Diskonter haben Geschäft gewittert und Bio-Linien auf breiter Basis eingeführt. Laut Daten von AC Nielsen ist der Umsatz von Bio-Produkten im Lebensmittel- und Drogeriefachhandel im Vorjahr um mehr als 20 Prozent auf rund 580 Mio. Euro gestiegen, Tendenz steigend.


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Verliert "Bio" dadurch nicht an Exklusivität? "Für uns ist das kein Problem." Johannes Gutmann, Chef der Waldviertler Bio-Linie Sonnentor, gibt sich gelassen. Er kann dem gegenwärtigen Bio-Boom im Handel sogar Positives abgewinnen. Gerade die Diskonter könnten Kundenschichten erschließen, die noch nicht mit Bio-Produkten in Berührung gekommen seien, so der Firmenchef, dessen Lederhose zu seinem Markenzeichen geworden ist, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Der Bio-Pionier hat seine Firma vor 20 Jahren gegründet und damit den Boden für den Bio-Boom in Österreich mitbereitet. "Die Großen machen für uns die Fahrrinnen - wir können uns dadurch noch mehr spezialisieren."

Sonnentor ist in Österreich Marktführer im Biofachhandel und hat derzeit 600 Produkte im Sortiment, darunter Tees, Gewürze, Marmelade, Honig und Knabbereien.

5-prozentiger Anstieg

Doch die Spezialitäten haben auch ihren Preis. Um rund 5 Prozent wurden Bio-Produkte laut Arbeiterkammer im April im Jahresvergleich teurer. Das ist zwar weniger als die Teuerung des (wesentlich umfangreicheren) Warenkorbes der Statistik Austria, der im gleichen Zeitraum um 7,4 Prozent angezogen hat, doch immer noch deutlich mehr als die Inflationsrate.

Auch die Sonnentor-Produkte wurden letztes Jahr um 5 Prozent teurer. Grundsätzlich habe man in der Vergangenheit etwa alle drei Jahre eine Inflationsanpassung durchgeführt, erzählt Gutmann. Doch jetzt zwingen teurere Rohstoffe, vor allem Dinkel und Früchte, schon im September zu einer weiteren Korrektur.

Dass dadurch seine Umsätze deutlich schrumpfen könnten, fürchtet Gutmann nicht: "Für unsere Kunden sind Preiserhöhungen kein Thema". Bei seiner Klientel herrsche die Auffassung: "Was es kostet, ist es wert." Der Bio-Experte sieht einem flaueren Geschäft sogar mit Freuden entgegen. Weil das Unternehmen in den vergangenen Jahren stark gewachsen sei, brauche es ohnehin dringend eine Konsolidierungsphase. "Wir sehen die Preiserhöhung im Herbst daher auch als Nachfrage-Regulator", sagt Gutmann.

Auch mit seiner Umsatzprognose lässt er aufhorchen: "Hoffentlich nicht mehr als 18 Millionen", antwortet der Firmenchef mit einem Seufzen auf die Frage, wie viel er 2008/09 erlösen will. Zuletzt erzielte Sonnentor einen Umsatz von 16,5 Mio. Euro, das war ein Plus von 20 Prozent.

Die Investitionen sollen sich stets nach dem Cashflow richten, und man komme mit dem Zubau von Lagerstätten gar nicht nach, klagt Gutmann.

In den letzten Jahren habe er 6 Mio. Euro in zusätzliche Gebäude investiert, heuer würden auf jeden Fall weitere 1,5 Mio. für neue Lagerkapazitäten im Waldviertel anstehen.

Ein weiteres Großprojekt der Bio-Linie sind Franchise-Shops. Die ersten beiden Sonnentor-Geschäfte werden demnächst in Wien und St. Pölten eröffnet. Rund 20 Shops sollen es in den nächsten 5 Jahren werden, wünscht sich Gutmann. Rund 2 Mio. Euro wird Sonnentor in den Aufbau der Franchise-Linie investieren.

Produktion in Rumänien

Weil der heimische Markt trotz des Booms überschaubar bleibt, treibt der Bio-Pionier auch die Auslandspräsenz voran. Deutschland, wo Sonnentor schon seit 1991 präsent ist, stellt mit 8 Mio. Euro mittlerweile die Hälfte des Gesamtumsatzes. In Tschechien hat Sonnentor eine eigene Produktion, in Rumänien soll demnächst eine folgen.

Weitere Länder, vor allem in Osteuropa, hat Gutmann längst im Visier, denn "auch die Präsenz im Ausland ist es, die uns leben lässt".