Nur neun Tage nach der zweiten Anschlagserie in London sind nach Medienberichten alle vier flüchtigen Rucksackbomber gefasst. Antiterroreinheiten von Scotland Yard nahmen nach Berichten der Fernsehsenders Sky News und BBC zwei der mutmaßlichen Täter in London fest. In Rom ging nach Angaben des italienischen Innenministers Guiseppe Pisanu der letzte noch flüchtige mutmaßliche Rucksackbomber ins Netz der Polizei.
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Es handele sich um den Somalier Osman Hussein, hieß es in Rom. Am Mittwoch war als erster der mutmaßlichen Attentäter bereits Yasin Hassan Amar (24) in Birmingham überwältigt worden. Der gebürtige Somalier lebte seit vielen Jahren legal auf der britischen Insel.
Italiens Innenminister Pisanu bestätigte, sprach von einem positiven Zeichen, zumal die Verhaftung des mutmaßlichen Terroristen in Rom an dem Tag erfolgt sei, an dem der italienische Senat fast einstimmig das Antiterrorismus-Paket der Regierung gebilligt habe. "Das bestätigt nicht nur die Wirksamkeit unseres Sicherheitssystems, sondern auch die Effektivität der internationalen Zusammenarbeit", so der Innenminister. Pisanu fügte hinzu, dass der Antiterrorismuseinsatz, in dessen Rahmen Osman Hussain festgenommen wurde, noch im Gang sei.
Bei der Fahndung nach den Attentätern vom 21. Juli nahm die Polizei unter dramatischen Umständen bei mehreren gleichzeitigen "sehr wichtigen" Operationen im Westen der britischen Hauptstadt nach eigenen Angaben insgesamt drei Verdächtige fest. Unter diesen sind nach Meldungen von BBC und Sky News zwei der Terroristen, die Mitte Juli dabei gescheitert waren, ihre Bomben in drei U-Bahnen und einem Bus zu zünden. Bei einem von ihnen soll es sich um den zur Fahndung ausgeschriebenen Muktar Said Ibrahim handeln.
Der dritte Festgenommene sei ein Verwandter eines der mutmaßlichen Attentäter, hieß es. Die Polizei bestätigte dies zunächst nicht, sprach jedoch von "höchst bedeutenden" Festnahmen. Sky News berichtete unter Berufung auf Ermittler, dass die Polizei zwar sehr erleichtert sei, gleichzeitig aber auch besorgt. Denn der vierte, noch flüchtige Attentäter stelle immer noch eine große Gefahr dar.
Mit Maschinenpistolen, Gasmasken und kugelsicheren Westen ausgerüstete Polizisten hatten unter anderem einen Wohnblock im Stadtteil Notting Hill abgeriegelt und eine Wohnung umstellt. Es waren mehrere Explosionen und Schüsse zu hören. Die Polizei bestätigte, dass der "wichtige" Einsatz im Zusammenhang mit den Anschlägen von Mitte Juli stehe. Am Morgen hatte Scotland Yard-Chef Ian Blair in einem Interview mit der BBC gesagt, er sei zuversichtlich, dass alle Täter gefasst würden: "Das Netz zieht sich zu."
Im Fernsehen waren Stimmen von Polizisten zu hören, die in die umstellte Wohnung riefen: "Muhammad, komm´ aus der Wohnung." Einer der vier gesuchten Attentäter heißt Muktar Said Ibrahim alias Muktar Muhammad Said. Der 27-Jährige kam als junger Mann aus Eritrea nach Großbritannien.
Außerdem nahm die Polizei am Londoner Bahnhof Liverpool Street Station zwei Frauen unter Terrorverdacht fest. Der Bahnhof wurde vorübergehend evakuiert. Die Frauen hatten nach den Angaben ein verdächtiges Paket bei sich.
Unterdessen wies Scotland Yard Berichte über die Festnahme des mutmaßlichen "Hintermannes" der Selbstmordanschläge vom 7. Juli zurück. "Das ist alles Spekulation und nichts, was wir im Augenblick diskutieren wollen", sagte eine Sprecherin der Londoner Polizei. Man habe derzeit nicht vor, den Mann zu vernehmen. Der Muslim Haroon Rashid Aswat (30), ein britischer Staatsbürger indischer Herkunft, war nach US-Medienberichten in Südafrika nach amerikanischen Polizeihinweisen aufgespürt worden und befinde sich derzeit in Sambia in Gewahrsam.
Das Außenministerium in London bestätigte, dass es sich darum bemühe, Zugang zu einem britischen Staatsbürger zu bekommen, der sich in dem afrikanischen Land in Haft befinde, nannte jedoch keinen Namen. Nach Medienberichten hielt sich Aswat Wochen vor den Londoner Anschlägen in Südafrika auf und stand dort wegen des Verdachts, den Aufbau eines Ausbildungslagers für Terroristen im US-Bundesstaat Oregon mitgeplant zu haben, unter amerikanischer Überwachung.
Britische Medien hatten Aswat wiederholt als "britischen Al-Kaida- Führer" bezeichnet. Die Londoner "Times" berichtete, Aswat sei zwei Wochen vor den Anschlägen vom 7. Juli in Großbritannien eingetroffen, um die Vorbereitungen des Verbrechens zu leiten. Bei den Attentaten waren 52 Menschen getötet und etwa 700 weitere verletzt worden. Wenige Stunden vor der Tat soll Aswat das Land wieder verlassen haben. Er sei westlichen Geheimdiensten seit mehr als drei Jahren bekannt, hieß es.