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Eine partikulare Impfpflicht für bestimmte Berufe schaffen will Gesundheitsminister Rauch nicht - um "keine Verwirrung" zu stiften.
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Mit dem Aussetzen der allgemeinen am Mittwoch ist auch die Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegewesen gefallen. Dass ist nicht nur für den Epidemiologen Gerald Gartlehner "etwas problematisch", wie er im Interview mit der "ZiB2" ausführte: "Denn dort wäre sie schon lange überfällig. Dort geht es auch nicht ums epidemiologische Geschehen, sondern um den Schutz von sehr vulnerablen Personen und da wäre eine Impfpflicht zu jedem Zeitpunkt gerechtfertigt."
Auch Eva Schernhammer, Leiterin der epidemiologischen Abteilung der MedUni Wien, Mitglied der Gecko-Kommission und vierköpfigen Impfpflicht-Kommission, kann sich Gartlehners Sicht nur anschließen: "Der Bericht der Kommission hat sich auf das Gesetz über die allgemeine Impfpflicht beschränkt, deshalb haben wir das gar nicht weiter diskutiert." Aber: "Persönlich finde ich, dass die Impfung gegen Covid-19 im Gesundheitswesen, wie das in den USA selbstverständlich auch bei anderen Impfungen längst der Fall ist, Pflicht sein sollte."
Und: "In der Altenpflege ist das, wenn es um Corona geht, mindestens gleich wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger. Denn die Todesraten steigen ab 80 aufwärts extrem stark an", sagt Schernhammer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Zwar ist die Sterblichkeit mit Omikron zuletzt selbst unter hochbetagten Menschen stark gefallen. Von 100 Infizierten über 85 Jahren verstarben 2020 noch 35, also mehr als jeder Dritte. Heute sind es nur mehr vier Prozent. Generell aber liegt die Sterberate bei Omikron bei 0,1 Prozent gegenüber 4,4 Prozent im ersten Pandemie-Jahr 2020, die "Wiener Zeitung" berichtete.
Etwas höhere Impfraten im Gesundheitswesen
Österreichweite - auf das Personal in Spitälern und Pflegeheimen heruntergebrochene - Impfstatistiken hat das Gesundheitsministerium nach wie vor keine zur Verfügung gestellt. Die erst kürzlich aktualisierten Impfquoten gegen eine Sars-CoV-2-Infektion der Statistik Austria zeigen aber, dass bei jenen, die aktuell im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten, 79,2 Prozent geimpft sind. Nur 11,6 Prozent sind weder geimpft noch genesen. In der Bevölkerung im Haupterwerbsalter zwischen 25 und 64 Jahren sind 75 Prozent Geimpfte, 16 Prozent weder geimpft noch genesen.
Einige Bundesländer, darunter Wien, haben sich dazu entschieden, in Landeseinrichtungen bei neuem Personal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen eine Sars-CoV-2-Schutzimpfung zu verlangen. Der Wiener Gesundheitsverbund hat das etwa per Dienstanweisung geregelt.
Angehende Ärztinnen und Ärzte, aber auch die Pflege, Auszubildende und jene, die im Spital oder einem Pflegeheim ein Praktikum machen wollen, müssen sich damit nicht nur gegen Diphtherie, Poliomyelitis, Pertussis, Masern, Mumps, Röteln, Varizellen, Hepatitis B impfen lassen, sondern eben auch gegen Covid-19. In den Spitälern der Vinzenzgruppe ist das ebenfalls so. Die Beschäftigten sollen durch Impfungen vor vermeidbaren Erkrankungen geschützt werden. Impfung seien aber auch notwendig, um einen Schaden durch Ansteckungen besonders Schutzbedürftiger wie immungeschwächter Personen oder Schwangerer und damit haftungsrechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Die Impfpflicht aber auch auf bestehendes Personal ausweiten, das könne nur der Bund vornehmen, heißt es seitens der Stadt. Die Impfquote sei mit beispielsweise über 95 Prozent in der Ärzteschaft an Wiener Spitälern weit höher, als aus manchem regionalen Spital berichtet wird.
Das aber hat Gesundheitsminister Johannes Rauch auf Nachfrage der Medien am Mittwoch ausgeschlossen. Sein Argument: "Mit Stand heute würde ich nicht am Gesetz herumschrauben wollen und partikular eine Impfpflicht für Teile hineinschnitzen. Das stiftet nur Verwirrung." Er setze auf Nachvollziehbarkeit und Klarheit.