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Auch für Grüne gilt längst: "Ohne die Partei bin ich nichts."

Von Gerhard Männl

Leserforum

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Der Wettstreit Glawischnig, Jahrgang 1969, gegen Petrik, Jahrgang 1994, scheint weitgehend vor dem Hintergrund einer grundlegenden Richtungsbestimmung der Partei ausgetragen zu werden. Ein Generationenkonflikt, wie ihn einst Kreisky mit Cap inszeniert hatte, wird von der Wählerschaft nicht mehr goutiert; und schon gar nicht belohnt.


Die Wahlergebnisse der österreichischen Grünen sind suboptimal. Wahlerfolge wie die der niederländischen Grünen zeigen, dass in Europa grundsätzlich ein grünes Wählerpotential vorhanden wäre, sofern es richtig angesprochen wird.


Auch wenn man Politikerinnen nicht auf karrieresüchtige Sprechpuppen reduziert, sondern ihnen ehrliches Engagement zubilligt, sind sie letztendlich von der Stärke ihrer Partei abhängig. Die hehrsten Gedanken bleiben Gedanken, wenn sie nicht von einer auf Wahlergebnissen basierenden Macht ausgehen. "Ohne die Partei bin ich nichts", bedeutet auch das politisches Unvermögen, einen ideologischen Beitrag zur Gesellschaftsentwicklung leisten zu können.


Petrik kommt aus einer Familie, die schon seit Generationen politisch tätig ist. Die politische Einstellung ist nicht mehr so stark durch die Familie geprägt wie früher. Weil die Politik situationselastisch wurde, wurde auch das Wählen situationselastisch. Und ein situationselastisches Wahlverhalten führt wieder zu situationselastischem Auftreten und Wahlwerben. Trotzdem dürfen familiäre Sonntagsgespräche über Partei und Kanzler nicht unterschätzt werden. Denkanstöße, die Politikerinnen an ihre Töchter weitergeben, sind Gott sei Dank privat. Rückschlüsse sind aber möglich und erlaubt. Regina Petrik, Landessprecherin, Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete der Grünen im Burgenland - und Flora Petriks Mutter - hat ein einziges Zitat auf ihrer politischen Webseite: "Albert Einstein sagte einmal: "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen - und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert." Es gibt viele Menschen im Burgenland, die hoffen, dass sich etwas ändert. Da ich nicht der nach Albert Einstein "reinsten Form des Wahnsinns" verfallen will, habe ich mich wieder einmal entschlossen, mich nicht auf die Hoffnung zu verlassen und immer aufs Neue meine Kraft für Veränderungen einzusetzen."


Vielleicht gibt es nicht nur viele Menschen im Burgenland, die hoffen, dass sich etwas ändert, die nicht der reinsten Form des Wahnsinns verfallen sind, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert. Vielleicht gibt es auch bei den Grünen viele Funktionäre, die mit Neuem die Stagnation der Partei beenden wollen.


Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte, wenn die Grünen gerade zu der Zeit, in der sie geeint zum ersten Mal einen grünen Bundespräsidenten ermöglichten, getrennt ihre Klubobfrau demontierten.