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Auch in Cornwall wird gepreußelt

Von Bernhard Baumgartner

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"Klippen der Liebe", "Möwen im Wind", "Blüte des Lebens" oder "Lords lügen nicht" - Rosamunde Pilcher ist für das ZDF ein fixer Bestandteil des Fernsehprogrammes. Mehr als 104 Filme, mehr oder weniger frei nach ihren Motiven hat der Sender seit 1989 rausgestanzt. Nun hat die in Cornwall gebürtige Britin angekündigt, sich mit 87 Jahren endgültig vom Schreiben zurückzuziehen. Ihr letzter Roman - immerhin ihr dreißigster - erschien schon im Jahr 2000.

Pilcher ist eine Autorin, die polarisiert wie kaum eine. Für die einen kitschiger Kram wie ein Laura-Ashley-Schlafzimmer, für die anderen ihr Fenster zur britischen Scheinwelt. Pilcher ist eine Meisterin des Eskapismus, in ihrem Romanen oder Fernsehvorlagen versinken Millionen Rezipienten. Gerne wird in Südengland gedreht, wo dann durch und durch deutsche Schauspieler durch die Weiten des Dartmoor stapfen und sich mit Namen wie "Charles" oder "Catherine" anpreußeln. Doch die Absurdität dieses filmischen Bemühens verblasst natürlich angesichts der Landschaften von Devon, Cornwall oder Dorset - kaum ein Film, in dem nicht eine Frau an der Klippe steht und im Meereswind über den oder die Männer ihres Herzens sinniert, kaum ein Landhaus, das nicht schon einmal als Kulisse herhalten musste. Dass die meisten Filme der letzten Jahre gar nicht von ihr, sondern von anderen Autoren geschrieben wurden, ist dem Publikum genauso egal, wie dass sich Figuren, Motive, Wendungen stets zu wiederholen scheinen. Pilcher ist Fernsehen als geistige Relax-Massage: bringt nichts, ist aber angenehm.