Moderne EDV in Europas größter Suchtklinik. | Auch NPOs wird Professionalität abverlangt. | Wien. Zahlreiche Non-Profit-Organisationen sind auf öffentliche Fördermittel angewiesen, die nach Bemessung der Effizienz und Professionalität vergeben werden. Den Kommunikationsprozess flüssig zu gestalten und transparent zu machen, gehört auch dazu. Hier stieß die Verwaltungsdirektorin des Wiener Anton-Proksch-Instituts auf eine Schwachstelle.
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"Unser EDV-System war nicht einmal Windows-tauglich", sagt Gabriele Gottwald-Nathaniel zur "Wiener Zeitung". Die diplomierte Sozialarbeiterin arbeitet seit 1996 in Europas größter Suchtklinik. Vor knapp vier Jahren wurde sie zur Verwaltungsdirektorin bestellt.
Die stationären und ambulanten Therapieangebote des 1956 gegründeten Instituts werden jährlich im Durchschnitt von 12.000 Personen in Anspruch genommen. Die Probleme reichen von Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit bis hin zu Spielsucht, Internetsucht oder Kaufsucht. Alle Behandlungskosten werden von der jeweiligen Krankenkasse oder vom Sozialhilfeträger übernommen.
Das Handling der hochsensiblen Patientendaten basierte auf einer Software, die ein Mitarbeiter im Haus entwickelt hatte - eine nicht mehr ganz effiziente Lösung, befand Gottwald-Nathaniel. Ein externer Berater wurde geholt, ein Modernisierungsplan geschmiedet.
Angst und Abwehr bei Neuerungen
Mit 1. Jänner wird das neue System für alle Anwender - Ärzte und Pflegepersonal - freigeschaltet. Bis dahin ist noch ein weites Stück Weg zu gehen, denn "der Umsetzungsprozess ist mit vielen Ängsten und Abwehrreaktionen verbunden", so Gottwald-Nathaniel. Viele der rund 250 Mitarbeiter seien schon seit 20 Jahren im Haus beschäftigt und wehrten sich gegen die Neuerungen, unter anderem dagegen, dass sie nun mehr Leistungen dokumentieren müssten.
"Manche verstehen Windows nicht, weil sie es auch privat nicht nutzen. Für diese Mitarbeiter machen wir eigene Schulungen", berichtet die Verwaltungsdirektorin.
Als "sehr tradierte Lösung" bezeichnet Gerhard Wanek die EDV, die er vor zwei Jahren im Anton-Proksch-Institut vorfand. Wanek ist Geschäftsführer der Pidas, die das Institut bei seinem Modernisierungsprojekt unterstützt. Er engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand bei Pro Mente Wien, einem Verein, der sich für Menschen mit psychischen Erkrankungen einsetzt.
Wanek sieht in puncto Kundenmanagement keinen Unterschied, ob nun eine Organisation auf Gewinn ausgerichtet ist oder nicht. Auch wenn NPOs nicht profitorientiert arbeiteten, müssten sie sicherstellen, dass ihre Kerngeschäftsprozesse professionell ablaufen, meint Wanek, der unter anderem auch Unternehmen wie Magna Fahrzeugtechnik, Sandoz, Andritz und Pay Life zu seinen Kunden zählt.
Im Anton-Proksch-Institut wurde ein professioneller Spoc (Single Point of Contact) eingerichtet, eine zentrale Anlaufstelle, bei der die Mitarbeiter bei EDV-Problemen rasche Hilfe anfordern können. Wanek: "Eine Hotline gabs vorher auch schon, nur hat oft niemand abgehoben."