Mahmoud Zakzouk im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". | Ägyptischer Reli gionsminister geißelt Verlogenheit des Westens. | Wien. Mahmoud Zakzouk lächelt verschmitzt, wenn man ihn um eine Bilanz der Islam-Konferenz bittet, die am Mittwoch in Wien zu Ende ging. "Ich begrüße es, dass man sich in Europa mit islamischen Fragen beschäftigt - schon aus dem einfachen Grund, dass hier rund 20 Millionen Moslems leben", meint Ägyptens Minister für Religiöse Angelegenheiten.
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Das Motto der Konferenz - Pluralismus in einer islamischen Welt - sieht er daher auch durchaus als europäisches Selbstbekenntnis - bedeute es doch, dass man das Nebeneinander verschiedener Religionen, Kulturen und Traditionen anerkenne. Der Anspruch, dass sich die hier lebenden Moslems auch tatsächlich wie Bürger Europas verhalten, sieht er als überaus legitim an. "Das erreicht man am besten durch Integration". Dass es hier Defizite gibt, sind für ihn kein Geheimnis. Insofern sei es durchaus wichtig, über solche Fragen zu diskutieren.
Heftige Kritik übt der 71-Jährige, der an der Universität München in Philosophie promovierte, hingegen an der Terrorismus-Debatte im Westen. Mit der Gleichsetzung von Islam und Terrorismus mache es sich der Westen zu leicht. Er argumentiere damit genauso wie die Terroristen selbst. Tatsächlich würden diese unter dem Deckmantel der Religion rein politische Zwecke verfolgen und den Islam für diese Ziele missbrauchen.
Gründe für den wachsenden Terror nennt der Minister mehrere, vor allem die Armut und die Kriege gegen den Irak und Afghanistan. "Man wird das Problem nicht auf die Weise lösen, dass man auf solche Terrorakte mit Terrorakten antwortet" und dies, nachdem im Irak die Massenvernichtungswaffen als Lüge enttarnt worden seien, als Demokratisierungshilfe darstelle, kritisiert der Minister insbesondere mit Blick auf die USA.
"Wenn man wirklich eine Lösung will, muss man die Ursachen gründlich untersuchen. Schöne Worte miteinander wechseln, Hände schütteln und auf Wiedersehen - das bringt nichts. Nötig ist, dass man sich ernsthaft zusammensetzt und über die Probleme spricht". In Wien sei dabei höchstens ein erster vorsichtiger Schritt gemacht worden, so Zakzouk, der die Konferenz damit verbal doch noch ein wenig zerzaust.