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Auch Österreich spürt längst den Klimawandel

Von Kurt Weinberger

Gastkommentare
Kurt Weinberger ist Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung.
© Österreichische Hagelversicherung

Zunehmende Hitze und Dürre schaden der Landwirtschaft ebenso wie die Bodenversiegelung.


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Faktum ist: Der Klimawandel, also die Erderwärmung, ist mittlerweile selbst in Österreich längst spürbar. Eine ständige Zunahme von Hitzetagen, also Tage mit mehr als 30 Grad, und ausbleibender Regen haben massive Auswirkungen. Diese extreme Wettersituation führt zu einem sinkenden Grundwasserspiegel und gefährdet damit Österreichs Seen und Flüsse, aber insbesondere die Ernten der Landwirtschaft mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel. So erreicht etwa der Neusiedler See seinen niedrigsten Wasserstand seit fast 60 Jahren, und die Landwirtschaft insbesondere im Osten und Süden Österreichs ist auch heuer wieder von massiven Dürreschäden betroffen. Die Ursachen dafür liegen auf der Hand: die Erderwärmung verbunden mit ausbleibenden Niederschlägen, aber auch die Verbauung unserer Äcker und Wiesen, die als Wasserspeicher zunehmend verloren gehen.

Diese Situation hat fatale Konsequenzen für die Landwirtschaft in Österreich. So erwarten wir aus heutiger Sicht einen Dürreschaden in der Landwirtschaft von rund 100 Millionen Euro. Der Grund dafür liegt in den extremen Niederschlagsdefiziten der vergangenen zwei Monate. Das Phänomen von Dürreschäden nimmt in der Landwirtschaft stark zu. So entstand in den vergangenen zehn Jahren aufgrund der Dürre ein Gesamtschaden von mehr als einer Milliarde Euro.

Auch wenn das endgültige Schadensausmaß erst Mitte September beziffert werden kann, wird uns vor Augen geführt, dass in Zukunft vermehrt mit extremer Trockenheit zu rechnen ist. Das zeigt uns auch die Zahl der Hitzetage, also der Tage mit mindestens 30 Grad Celsius. Gab es in den 1980er und 1990er Jahren noch zwischen drei und zwölf Hitzetage, zählen wir mittlerweile das Dreifache solcher Tage. Werden die Klimaziele von Paris nicht eingehalten, müssen wir im Jahr 2100 mit 60 bis 80 Hitzetagen pro Jahr rechnen.

Neben der Bedrohung der österreichischen Landwirtschaft durch zunehmende Dürreschäden wird die landwirtschaftliche Produktion auch durch die rasante Zubetonierung der Agrarflächen massiv gefährdet. Alleine in den vergangenen 25 Jahren wurden in Österreich 150.000 Hektar Agrarflächen verbaut, das entspricht einer Größe der gesamten Agrarfläche des Burgenlands. Wir müssen jedoch bedenken, dass wir von Beton nicht abbeißen können. Die zunehmende Versiegelung führt aber nicht nur dazu, dass Agrarflächen für die Produktion von heimischen Lebensmitteln verloren gehen. Versiegelter Boden geht auch als Wasser- und Kohlenstoffspeicher verloren, wodurch Überschwemmungsschäden zunehmen, da der Regen nicht mehr ins Grundwasser absickern kann. Ein Kurswechsel im Umgang mit der Verbauung unseres Naturraumes ist daher unerlässlich, um sowohl die Gefahr vor wiederkehrenden und immer stärker auftretenden Überschwemmungsereignissen als auch die Austrocknung von Seen, Flüssen und Agrarflächen einzuschränken. Wenn wir weiterhin in diesem Tempo unsere Böden verbauen, sind Dürreschäden in der Landwirtschaft, wie wir sie heute erleben, erst der Anfang vom Ende.