Das Modell der Erste Bank macht inzwischen Schule. | Aktionäre der RZB stimmen am 25. November ab. | Wien. Jetzt geht es im heimischen Geldsektor Schlag auf Schlag: Nach der Erste Bank wird auch die Raiffeisen Zentralbank (RZB) staatliches Geld abrufen, um ihre Kapitaldecke vorsorglich zu stärken. Die Rede ist von bis zu 2 Mrd. Euro - Kapital, das so wie bei der Ersten über den Verkauf sogenannter Partizipationsscheine in die Kassen fließen soll.
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Auch bei der als kerngesund geltenden RZB steht somit keinesfalls eine Teilverstaatlichung im Raum - denn mit Partizipationskapital sind keine Stimmrechte verbrieft. Die RZB befindet sich im Wesentlichen im Eigentum der acht Raiffeisenlandesbanken.
Noch bis vor kurzem hatte der einflussreiche Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad öffentliche Hilfe im Rahmen des Bankenpakets, das auch die Möglichkeit einer direkten Beteiligung des Staates vorsieht, vehement abgelehnt: "Nur über meine Leiche." Die jüngst von der Ersten vorgestellte Variante - der Bund zeichnet Partizipationskapital, darf jedoch nicht mitreden - dürfte ihn nun gnädig gestimmt haben.
Vorteile im Wettbewerb
Zum Halbjahr saß die RZB auf einem Cash-Polster von 7,3 Mrd. Euro. Die Kernkapitalquote (auf das Bankbuch) lag bei 7,3 Prozent. Mit dem Ziehen von Staatsgeld dürfte sie zumindest auf rund 9 Prozent steigen, was gleichzeitig den Zugang zu internationalen Geldflüssen verbessert. Hat die RZB eine wesentlich höhere Eigenkapitalquote, kann sie sich bei Krediten günstiger refinanzieren und so inmitten der Finanzkrise einen gewichtigen Wettbewerbsvorteil ausspielen.
Den Weg für die Aufnahme staatlichen Kapitals soll jedenfalls eine außertourliche Aktionärsversammlung freimachen, die für 25. November angesetzt ist. Vorerst noch unklar ist die Höhe der Zinsen, die für das vom Bund bereitgestellte Kapital gezahlt werden sollen. Dem Vernehmen nach sind hier noch gesonderte Verhandlungen ausständig, die freilich wie bei der Ersten voraussichtlich auf eine vergleichsweise hohe Verzinsung von 8 Prozent hinauslaufen dürften.
Kapital für Volksbank
Nach der staatlichen Rettung der Kommunalkredit ist unterdessen so gut wie fix, dass auch die Volksbank AG Gelder der öffentlichen Hand benötigt. Für ihre bisherige Tochter Kommunalkredit muss sie laut Medienberichten rund 400 Mio. Euro abschreiben, womit ihre Kernkapitalquote von 7,6 auf knapp unter 7 Prozent sinken dürfte. Ziel sei jedoch eine Quote von 9 Prozent. Daher würden nun die Volksbanken sowie die deutsche DZ-Bank und die RZB als Aktionäre eine Kapitalerhöhung zeichnen, so der "Kurier". Zunächst sollen über 600 Mio. Euro notwendig sein. Im Sektor geht man aber davon aus, dass die Volksbank AG am Ende des Tages rund 1,5 Mrd. Euro brauchen wird.
Als Fixstarter in Sachen Staatshilfe gilt auch die Hypo Group Alpe Adria, die laut "Presse" sogar bis zu 2 Mrd. Euro benötigt, um ihre Kernkapitalquote wie angekündigt von zuletzt 5,5 Prozent auf 9 bis 10 Prozent anzuheben. Mehrheitsaktionär der Kärntner Hypo ist die krisengebeutelte Bayerische Landesbank, die sich im Vorjahr mit 1,6 Mrd. Euro eingekauft hat und gerade selbst Geld vom deutschen Staat braucht.
Indes wird in den Bundesländern auch von der Hypo Niederösterreich und ihrer Schwester in Tirol geprüft, ob staatliche Hilfe zur Stärkung des Eigenkapitals in Frage kommt. Großbanken wie Bawag und Bank Austria loten derzeit ebenfalls noch aus.