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Auch Raiffeisen Zentralbank rutscht tief in die Verlustzone

Von Karl Leban

Wirtschaft

Minus der Osteuropa-Tochter RBI reißt Loch in Bilanz 2014 - keine Dividende für Landesbanken.


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Wien. Mit ihrem 2014 eingefahrenen Verlust von fast einer halben Milliarde hat die Raiffeisen Bank International (RBI) im Bankenimperium der Giebelkreuzer ein Beben ausgelöst. Ihr Minus hat der Raiffeisen Zentralbank (RZB), für die die RBI das wichtigste und mit Abstand größte Asset ist, ein tiefes Loch in die Konzernbilanz gerissen. Wie Raiffeisens Spitzeninstitut am Donnerstag bekanntgab, fiel 2014 unterm Strich ein Verlust von 323,3 Millionen Euro an - nach einem Gewinn von 422,1 Millionen im Jahr davor.

So wie die RBI streicht deshalb auch die RZB die Dividende. Ihre Aktionäre, die acht Raiffeisenlandesbanken, gehen somit leer aus - ein Novum in der jüngeren Geschichte von Raiffeisen. Für 2012 und 2013 hatten sie noch jeweils 244 Millionen Euro kassiert. Jetzt sind diese Geldflüsse vorläufig gestoppt. Dies könnte zur Folge haben, dass die Landesbanken ihren Aktionären, den lokalen Raikas, die Dividende entweder ebenfalls streichen oder erheblich kürzen.

Dreistufiger Aufbau bleibt

Gleichzeitig bedeutet der relativ hohe Verlust des Spitzeninstituts aber auch, dass dieses Minus das Ergebnis der Raiffeisenlandesbanken (RLB) für 2014 belastet, da es anteilig durchschlägt. So sind etwa bei der RLB Niederösterreich-Wien - die größte RZB-Aktionärin eröffnet am Montag den Bilanzreigen der Landesbanken - rote Zahlen nicht ausgeschlossen.

Trotz der Probleme bei der RBI, die zuletzt angekündigt hat, dass es auch heuer noch einen Verlust geben könnte, und trotz offenkundiger, damit zusammenhängender Nachteile für ihren gesamten Bankensektor wollen die Giebelkreuzer an der dreistufigen Struktur (Raikas, Landesbanken und RZB) nicht rütteln. Der RBI haben sie jedoch eine Schrumpfkur verordnet, die vor allem darin bestehen soll, das Risiko in den Krisenländern Ukraine und Russland deutlich zurückzufahren und das Geschäft in Slowenien und Polen zu verkaufen.

Eine Kapitalerhöhung bei der RBI haben Raiffeisens Banker indes wiederholt in Abrede gestellt. Sollte die börsennotierte Osteuropa-Tochter aber länger in der Bredouille bleiben, werde die Zufuhr frischen Geldes wohl unumgänglich sein, heißt es in der Wiener Finanzbranche. Doch dann hätten die Giebelkreuzer ein veritables Problem. Zumal die Landesbanken selbst auf einem nicht unbedingt üppigen Kapitalpolster sitzen und ein Kapitalzuschuss - über die RZB - für sie nur schwer darstellbar wäre. Ohne volles Mitziehen bei einer großen Kapitalerhöhung droht Raiffeisen jedoch die Mehrheit an der RBI verloren zu gehen. Schon bei der letzten Kapitalerhöhung im Frühjahr 2014 hatte sich der RZB-Anteil von 78,5 auf 60,7 Prozent stark verwässert.

"Mittelfristig Trendwende"

Von solchen Horror-Szenarien will Walter Rothensteiner, Raiffeisens oberster Chef und Vorstandsvorsitzender der RZB, freilich nichts wissen. "Auch wenn unsere Bilanz (die der RZB, Anm.) über die vergangenen Monate nicht positiv ausfällt, sind wir zuversichtlich, mittelfristig eine Trendwende herbeiführen zu können", so der Banker. "Mit unserem bewährten Universalbankensystem, einer soliden Geschäftsbasis und einer zeitnah eingeleiteten strategischen Anpassung der RBI sind wir auf einem guten Weg."

Der RZB-Konzern hatte zum Ultimo 2014 eine Bilanzsumme von rund 145 Milliarden Euro. Neben der RBI zählt auch die börsenotierte Versicherungsgruppe Uniqa zu seinen wichtigsten Beteiligungen. Die RZB-Gruppe beschäftigte 2014 durchschnittlich 57.800 Mitarbeiter, um fast 1900 weniger als im Jahr davor.