Historikerkommission der BA-CA legt Abschlussbericht vor. | Wien. Im Jahr 2000 setzte die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) eine unabhängige Historikerkommission ein, die die Geschichte der österreichischen Banken und Sparkassen im Nationalsozialismus näher beleuchten sollte. US-Sammelklagen von Arisierungsopfern gaben den Anstoß dazu. Sechs Jahre danach liegt der Abschlussbericht vor, der am Mittwoch von den Mitgliedern der Historikerkommission präsentiert wurde.
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Am Interessantesten sei, schilderte Gerald Feldman, Professor für Geschichte an der Universität in Berkeley/Kalifornien, dass die Vorgängerinstitute der heutigen BA-CA zwar unter der Kontrolle deutscher Unternehmen standen - die Creditanstalt-Bankverein (CA-BV) befand sich unter der Kontrollmehrheit der Deutschen Bank, die Länderbank war eine Tochter der Dresdner Bank -, dass sie aber trotzdem einen beachtlichen Handlungsspielraum hatten. Laut Feldman beschränkte sich der Einfluss der Deutschen auf die Rahmenbedingungen. Dazu gehörte das "Rausschmeißen" jüdischer Angestellter nach dem Anschluss.
Das Rüstungsgeschäft sei für die Banken lukrativ gewesen. Außerdem ließ sich ein starkes Expansionsbestreben in Richtung Böhmen, Mähren, der Slowakei und Polen feststellen. Die Niederlassung der CA-BV in Krakau hatte laut Feldman eine eigene Sektion für Kunden in Konzentrationslagern. Deren Gelder verblieben nach ihrem Tod bei der Bank. Auch Oskar Schindler, der während der NS-Zeit zahlreichen Juden zur Flucht verholfen hatte, habe ein Konto bei der CA gehabt.
Oliver Rathkolb, Professor an der Uni Wien, lobte, dass es bei der Recherche für das 2000 Seiten Werk "nicht einen Hauch des Zensurversuchs" gegeben habe.
Feldman, Rathkolb, Venus, Zimmerl: "Österreichische Banken und Sparkassen im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit", C.H. Beck, 100,70 Euro.