Wenig scheint die Österreicher mehr zu einen als der Glaube an die Schönheit des Landes.
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Österreich ist ein wunderschönes Land. Ich schreibe das gleich am Anfang, damit es keine Missverständnisse gibt.
Wie mir das Land gefällt, ist die vielleicht häufigste Frage, die mir als Botschafter gestellt wird. Mit einem einfachen "Sehr gut!" komme ich bei der Antwort meist nicht davon. Am Anfang fehlten mir mangels Landeskenntnis die Beispiele, aber mittlerweile fällt mir das leichter. Ob Wachau oder Weststeiermark, Hohe Wand oder Hallstätter See - kaum schildere ich meine Eindrücke, geht das Gespräch in ungeahnte Weiten, und es hagelt Tipps fürs nächste Wochenende. Für mich ist die Leidenschaft auffällig, mit der Österreicher darüber diskutieren. Es wirkt manchmal, als ob in Wahrheit alle auf dem Land und in den Bergen lebten. Nur vorübergehend halten sich einige in Städten wie Wien auf, weil schließlich jemand zur Arbeit oder in die Oper gehen muss. "Österreich ist das schönste Land der Welt", twitterte der Kanzler am Nationalfeiertag. Wenig scheint die Menschen hierzulande mehr zu einen als der Glaube an die Schönheit des Landes. Beneidenswert.
Dazu muss man wissen, dass ich aus dem Ruhrgebiet stamme. "Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau", sang Herbert Grönemeyer über Bochum. Im Revier gibt es wirklich Menschen, die T-Shirts mit der Aufschrift "Woanders is’ auch sch..." tragen. Auch in Deutschland ist das Ruhrgebiet kein Tourismusmagnet. Aber wenn ich bei meinen Eltern durch das sehr grüne Ruhrtal bei Witten spaziere, packt mich der Heimatstolz und ich denke: Bei uns ist es auch schön!
Für viele Österreicher scheint ganz Deutschland eine Art größeres Ruhrgebiet zu sein. Angesichts der Möglichkeit, seinen Sommerurlaub in Deutschland zu verbringen, spottete ein sehr geschätzter Chefredakteur neulich, er freue sich schon auf Ferien in Schrozberg und Treuchtlingen. Soll wohl heißen: Was so klingt, kann nicht schön sein. Viele andere Österreicher schweigen zu dem Thema, sehr höflich. Deutschland gilt hierzulande eher als Reiseziel für Städte- und Kulturtourismus. Landschaftliche Schönheit erwarten die wenigsten. Da wage ich zu widersprechen, nicht nur für das Ruhrtal oder Schrozberg im herrlichen Hohenlohe. Deutschland hat die Saarschleife, das Elbsandsteingebirge, den Donaudurchbruch - und nicht zu verachten: das Wattenmeer und Hiddensee.
Ende des Werbeblocks. Ab jetzt gilt wieder der erste Satz.