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Die Hitzewelle hat ihre ersten Opfer: die Eislutschker-Schlecker. In Scharen stehen sie dürstend vor den Tiefkühltruhen, schlagen sich wehklagend auf Brust und Stirn und müssen doch das dramatische Wort lesen: Lieferengpass. Wer da höhnisch vorbeizieht und den ausgelutschten Wortwitz von den warmen Eislutschern macht, der kann sich durchaus auch eine Kopfnuss einfangen. Wer sein Mütchen nicht mehr mit Jolly oder Erdbeer Combino kühlen kann, der kann für nichts garantieren.
Während Wien also langsam Athen wird (heiß! Lieferengpässe!), kann man auch eine gewisse Verschiebung der Ästhetik wahrnehmen. Manche Männer haben offenbar beschlossen, der geschlechterbedingten Ungleichheit im Belüftungsbereich Oberkörper den Kampf anzusagen. Man muss das verstehen: Extreme Reaktionen sind nicht zu vermeiden, wenn man sich von Magazin-Redaktricen in Bikini-Oberteil und Shorts vorschreiben lassen muss, dass Männer in kurzärmeligen Hemden "echt gar nicht gehen". Man trägt also heuer zum Trotz die Wampe ehrlich und unbedeckt. Und weil es bei den Temperaturen wirklich zu beschwerlich ist, das Shirt ganz auszuziehen, wird es nur gelüpft und dann erschöpft über der Bauchrundung abgelegt.
Das mag viel Information sein, in manchen Fällen sogar sehr viel, aber den meisten wird es in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht auffallen. Die sind damit beschäftigt, das Lesen ihrer Gratiszeitung bei gleichzeitigem Fächer-Betrieb unfallfrei über die Bühne zu bringen.
Wenn es nur ein Twinni gäbe, dann wäre alles halb so schlimm!