Beteiligung an Aktienpaket bis zu 180 Mio. Euro wert. | Bayern-LB würde Anteile aufgreifen. | Wien. Hinter den Kulissen wird der Verkauf der bankfremden Bawag-Beteiligungen (Stiefelkönig, ATV, Bösendorfer und Lotterien) bereits eifrig sondiert. Zumindest einen Teil des stolzen Kaufpreises für die Gewerkschaftsbank will der künftige Eigentümer Cerberus so wieder hereinspielen. Auf dem Prüfstand des amerikanischen Fonds steht aber auch der Bawag-Anteil an der MKB, dem drittgrößten Bankinstitut Ungarns. Was den Preis betrifft, würde ein Verkauf mit bis zu 180 Mio. Euro einiges an Gewicht auf die Waage bringen.
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An der MKB hält die Bawag 10,4 Prozent. Die Kontrolle hat mit 89,6 Prozent der Anteile jedoch die Bayerische Landesbank, die von Cerberus im finalen Bieterrennen um die Bawag ausgestochen wurde. "Die Vorstellung von Cerberus, den Bawag-Minderheitsanteil an der MKB zur Disposition zu stellen, gibt es", heißt es in informierten Kreisen. Denn hinter der Beteiligung stehe "kein strategischer Ansatz" - anders als in Tschechien, der Slowakei und Slowenien, wo die Bawag eigene Banktöchter hat und künftig verstärkte Anstrengungen unternommen werden sollen, das Filialnetz zu erweitern. Bei einem Verkauf könnte das bisher gebundene Kapital anderweitig investiert werden - in die geplante Ost-Expansion.
Für den Fall, dass Cerberus die kleine, aber feine Finanzbeteiligung an der Ungarn-Bank zu Geld machen will, wäre die Bayern-LB bereit, die Anteile aufzugreifen. Stimmt der Preis, wären die Münchener der logische Käufer. "Wenn wir ein Angebot bekommen, werden wir uns damit befassen", sagte Bayern-LB-Pressechef Peter Kulmburg am Dienstag auf Anfrage der "Wiener Zeitung". "Natürlich würden wir uns das anschauen."
Üppiger Erlös möglich
Ein Schnäppchen wäre der Kauf für die Bayern freilich nicht. Die untere Preisgrenze für den Zehntel-Anteil an der MKB wird in der Finanzbranche bei 130 Mio. Euro angesetzt. Am oberen Ende des Preisbandes sind es sogar 180 Millionen.
Bei der MKB eingestiegen ist die Bawag im Frühjahr 1998 mit 17,6 Prozent, diesen Anteil hat sie dann schrittweise aber wieder zurückgefahren - auf die noch gehaltenen 10,4 Prozent.
Die in Budapest ansässige MKB - das Kürzel steht für Magyar Kulkereskedelmi Bank - ist vor allem im Firmenkunden-Geschäft tätig. Sie hat ein Bilanzvolumen von etwa 7 Mrd. Euro, über 50 Filialen und mehr als 1800 Mitarbeiter.
Türöffner für den Osten
Als Tochterbank der Bayern-LB gilt sie als Schaltzentrale für die Expansion der Deutschen in die Boom-Märkte Osteuropas. Im Vorjahr hat die MKB zwei kleinere Banken übernommen, die bulgarische Unionbank und die rumänische Romexterra. Im erweiterten Blickfeld stehen Serbien und die Ukraine als neue Zielmärkte. Noch vor wenigen Jahren musste die von Kreditausfällen schlimm gebeutelte Bayern-LB etliche Beteiligungen im Ausland - auch in Österreich - verkaufen, um ihre Bilanzen aufzubessern. Jetzt stehen die Signale wieder auf Expansion.