Das profitable Engagement österreichischer Firmen in Zentral- und Osteuropa (CEE) macht sie als Übernahmekandidaten für große Konzerne besonders interessant. Dies zeigt der jüngste Banken-Deal der Unicredit, die die deutsche HypoVereinsbank samt ihrer für den Osten zuständigen Österreich-Tochter BA-CA geschluckt hat. Ein Schicksal, das auch heimischen Versicherungsunternehmen bevorstehen könnte?
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Erst vor wenigen Tagen kamen Gerüchte über geplante Übernahme des Generali-Konzerns durch die französische Axa-Gruppe auf. Ein Zusammengehen von Axa mit Generali würde, so der ehemalige österreichische Axa-Chef Konstantin Klien, durchaus reizvoll sein. Vor allem Osteuropa könnte damit für Axa wieder in den Blickpunkt rücken.
Der Generali-Konzern steht unter dem Einfluss italienischer Banken, die nach Meinung von Experten nichts auslassen, um ihre Rendite zu verbessern - also auch vor einem Verkauf nicht zurückscheuen würden. Axa-Chef Henri de Castries hatte zuletzt verlauten lassen, dass er Interesse am italienischen Markt habe und auch Zukäufe ins Auge fasst.
Sperrfrist für Engagement im Osten läuft ab
Generali hat bisher dementiert und angekündigt, durch eine Kapitalerhöhung möglicherweise weitere Zukäufe in Osteuropa zu finanzieren. Die Ertragslage bei Generali hat sich jedenfalls verbessert. Das gilt auch für Österreich, wobei allerdings im Vorjahr beträchtliche Einbußen bei den Marktanteilen in Kauf genommen werden mussten.
Was ein Zusammengehen von Axa und Generali bringen würde, deutet Konstantin Klien, bis zum Jahr 2000 Chef von Axa-Österreich und derzeitiger Chef des UNIQA-Konzerns, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" an. Die Franzosen hätten bisher immer vorrangig auf eine entsprechende Eigenkapitalverzinsung geschaut, was auch der Grund gewesen sei, dass Axa seine Österreich-Tochter mit sämtlichen Gesellschaften in Osteuropa Ende 2002 an Uniqa verkauft hat. "Axa hat sich damals verpflichtet, drei Jahre lang keine Engagements mehr im Osten einzugehen", klärt Klien auf. Diese Frist laufe nun ab.
Dass das eigene Unternehmen zum Übernahmekandidaten werden könnte, befürchtet Klien nicht: "Die UNIQA hat zwei große Kernaktionäre, die über 75% des Kapitals halten", und die wären sicher nicht an einem Verkauf interessiert. Klien hebt die Bedeutung des Bankenvertriebsweges für die Versicherungen hervor. Ein Bereich, in dem die UNIQA durch ihre Partnerschaft mit der auch im Osten stark vertretenen Raiffeisen gut abgesichert ist. Nun würden sicher einige Versicherungen versuchen, über den Bankenvertriebsweg aufzuholen, "aber für die, die in den letzten fünf Jahren nicht dort waren, wird das schwierig werden", meint der UNIQA-Chef in Bezug auf Osteuropa.
"Panta rhei" gilt auch für Versicherungsbranche
"Alles fließt - das gilt natürlich auch für die Versicherungsbranche", meint der Generaldirektor der Generali Versicherung, Karl Stoss. Vorallem bei den Rückversicherern habe es ja schon einen starken Konzentrationsprozess gegeben, der werde auch auf die anderen Assekurranzen übergreifen. Ob dieser Prozess auch Österreich betreffen wird, werde man sehen. Allerdings seien die heimischen Versicherungen aufgrund ihrer Eigentümerstruktur "schwer zu knacken", meint Stoss.
Viele sind bereits in ausländischer Hand
"Der Konsolidierungsprozess auf dem Versicherungsmarkt ist bereits weit fortgeschritten", befindet Allianz-Vorstand Hubert Schultes. "Generali, Allianz, Zürich, Basler sind ja in ausländischem Besitz tätige Gesellschaften", auch wenn sie die Kunden oft als heimische Unternehmen wahrnehmen würden. Aber natürlich höre man immer wieder von Unternehmen, die am Markt sein sollen, wie etwa Winterthur oder Gerling. Alles in allem sei der Konsolidierungsprozess bei den Versicherungen durchaus mit jenem bei den Banken vergleichbar, nur dass sich die Entwicklung bei den Versicherungen bereits in einer späteren Phase befinde.