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Audimax: Sexuelle Übergriffe?

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Besetzer erheben schwere Vorwürfe. | Polizei: "Uns ist nichts bekannt." | Grüne geben sich "voll solidarisch". | Wien. Im Zuge der Audimax-Besetzung an der Uni Wien, die sich mittlerweile zu österreichweiten Studentenprotesten ausgeweitet hat, soll es auch zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. In einer Stellungnahme der FrauenAG innerhalb der Besetzungsbewegung wird neben sexistischen Entgleisungen protestierender Studenten von "sexuellen Übergriffen im Schlafsaal" berichtet. Auch die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) schreibt von "Vorfällen gegen Frauen".


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Auf Nachfrage der "Wiener Zeitung" bestätigt ÖH-Pressesprecher Alexander Dworzak die Vorwürfe, kann allerdings keinen konkreten Fall nennen. Mit der Geschichte sei die Frauen-AG befasst, die an entsprechenden Gegenmaßnahmen arbeite. So wurden am Mittwoch etwa Selbstverteidigungskurse für Frauen angeboten. Auch wurde ein eigener Schlafraum nur für Frauen eingerichtet. "Die wollten das intern regeln", so Dworzak. Daher hat man auch bei der Polizei keine Kenntnis von sexuellen Übergriffen im Zuge der Audimax-Besetzung. "Uns ist davon nichts bekannt", sagt Oberstleutnant Johann Golob, Pressesprecher der Polizeidirektion Wien.

Am Mittwochabend war die Polizei auch mehr mit einer Großdemonstration beschäftigt, mit der die protestierenden Studenten vor dem Wissenschaftsministerium ihre Forderungen unterstrichen. In einem Offenen Brief an Bundeskanzler Werner Faymann fordern die Demonstranten:

* eine grundlegende Überarbeitung des Bachelor/Master-Systems;

* die gänzliche Abschaffung der Studiengebühren;

* die Gleichberechtigung von Professoren, Studierenden, wissenschaftlichem und nicht wissenschaftlichem Personal;

* Transparenz bei der Finanzierung von Forschung und Lehre und studentische Mitbestimmung über die Verwendung der Mittel;

* die Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes an allen Unis;

* die Beendigung prekärer Dienstverhältnisse an den Universitäten und

* eine Frauenquote von 50 Prozent in allen Bereichen des Uni-Personals.

"Voll solidarisch"

Von den Grünen können die Demonstranten dabei volle Unterstützung erwarten. "Die Grünen erklären sich voll solidarisch mit den Anliegen der Studierenden", erklärte Bundessprecherin Eva Glawischnig am Mittwoch. Sie sieht angesichts der seit einer Woche anhaltenden Proteste die Regierungsspitze gefordert. Jetzt seien Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Josef Pröll am Zug, so Glawischnig. Diese müssten das "Uni-Chaos" "zur Chefsache erklären".

Hart gehen die Grünen mit Wissenschaftsminister und baldigem EU-Kommissar Johannes Hahn (ÖVP) ins Gericht: Dieser habe mit falschen Zahlen bezüglich Akademikerquote und Betreuungsverhältnis die wahren Zustände an den Unis verschleiert, so Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald.

"Völlig konzeptlos"

Als "völlig konzeptlos, inhaltslos und sinnlos" bezeichnet hingegen BZÖ-Generalsekretär Stefan Petzner die Proteste der Studierenden. Es sei ein Widerspruch in sich, kostenlose Bildung für alle und die Abschaffung von Zugangsbeschränkungen zu fordern, sich aber zugleich über den Massenansturm an den Unis zu beklagen.

Kritik kam auch von Studentenvertretern, etwa vom ÖH-Vorsitzenden der Montanuni Leoben.

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