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Auf alle Fragen die passende Antwort

Von Nora Bruckmüller

Wissen

Menschen auf der Hauptuni im Porträt. | 2007 immerhin 150.000 Beratungen am Student Point. | Von Uni-Bibliothek bis Audimax-Buffet: Arbeit gern gemacht. | Wien. Wer sich der Universität Wien zum ersten Mal über die U-Bahnstation Schottentor nähert, sieht bereits von der Rolltreppe aus das mächtige Hauptgebäude am Ring thronen. Schnell ist klar, hier geht es nicht nur um´s Hürden nehmen, sondern auch um´s Stufen steigen. Derzeit tun dies 72.000 Studenten, die ihre Runden durch die Unigebäude ziehen. In einem Studentenleben sehen sie tausende Gesichter.


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Eines ist das von Brigitte Faißt, der Leiterin von Student Point. Allein 2007 haben sie und ihre Mitarbeiter 150.000 Beratungen durchgeführt - persönlich, per Mail oder Telefon. Obwohl im Herbst Hochbetrieb bei Student Point herrscht, merkt man Faißt die Freude an ihrer Arbeit an: "Studenten sind neugierige, offene und flexible Menschen. Das macht es spannend." Die Beratungsstelle im Hof der Uni deckt eine breite Palette an Themen ab, vom Überblick über das Studienangebot bis hin zu studienrechtlichen Fragen.

Das Kernteam besteht aus 15 Personen, in Zeiten der Studienzulassung sind es bis zu 30. Ein Spezialgebiet hat keiner. "Bei uns sind alle universal einsetzbar. Jeder macht alles", sagt Faißt. "Es ist auch eine Frage der Konzentration und Belastung." Ein Fixpunkt für das Team vom Student Point ist die Teamsitzung, in der das Wichtigste besprochen wird. Dort ist auch Platz, um über schwierige Gesprächssituationen zu reden. "Das Allerschlimmste ist noch immer, wenn Eltern anrufen und sagen, ihr Kind ist verunglückt und kann nicht mehr weiter studieren." In der sonst von vielen Gesprächen geschulten Stimme Faißts macht sich kurz Betroffenheit breit.

Einen Katzensprung weiter, beim rechten Nebeneingang des Hauptgebäudes, werden die Kunden der Lehrmittelstelle von Julie und Cindy begrüßt. Die beiden Malteser-Hunde sind 13 Jahre alt, umsorgt werden sie von Leiterin Karin Leisch, die 2000 das Geschäft von ihrer Mutter übernommen hat.

Kundenkontaktim Minutentakt

Bei ihr geben sich die Kunden für Büroartikel die Klinke in die Hand - "zwischen 100 und 200 Kunden kommen pro Tag".

Ein wichtiger Bereich ist das Drucken, Kopieren und Binden von Diplomarbeiten. Zwar ist Leisch, meistens sehr relaxt, kein Kummerkasten für überarbeitete Diplomanden - "aber sie sagen auch dazu, wenn sie die ganze Nacht durchgearbeitet haben." Fragt man Leisch nach den meistverkauften Artikeln, kommt wie aus der Pistole geschossen: "Collegeblöcke." Merchandisingartikel mit dem Emblem der Uni werden aber eher von Touristen aus dem Ausland, vor allem von Amerikanern, erstanden.

Wen es selbst ins Ausland zieht, wer seine Deutschkenntnisse verbessern will oder sich für eine neue Sprache interessiert, egal ob Student, im Berufsleben oder anderwärtig beschäftigt, kann gleich hier beginnen: Am Uni Campus im Alten AKH. Kurse in 25 Fremdsprachen, Deutschkurse, Vorbereitung für Erasmus und mehr hat das Innovationszentrum im Angebot - für Studenten zu günstigen Tarifen.

Geschäftsführerin Sigrun Inmann-Trojer hält sich im Hintergrund, ist aber sichtlich zufrieden. Von ihrem Büro aus blickt sie direkt auf den Campus. "Ich wohne fast in der Bude", sagt sie lachend. Nach dem Studium hätte ein Job am Gymnasium gewunken. Sie hat sich aber dem internationalen Flair am Campus verschrieben. 34 Jahre hat sie dort selbst Deutschklassen unterrichtet - "und es geht mir noch immer ab." Die Motivation für den Fremdsprachenerwerb sieht sie etwa im Karrierevorteil, den man sich dadurch erhofft - oft sei es pures Interesse. Welche Sprache gerade boomt, ist laut Inmann-Trojer schwer vorherzusagen.

Ein Ort zum Suchen, Finden und Lernen

Wie die Auseinandersetzung mit dem gesprochenen Wort freiwillig ist, so ist die mit dem gedruckten beim wissenschaftlichen Arbeiten Pflicht. Auf dem Weg zu den Büchern landet man oft bei Ronald Zwanziger, Leiter des Infodienstes in der Hauptbibliothek. Er steht ein Jahr vor der Pensionierung, Führungen von Schulklassen überlässt er meist seinem Team, anspruchsvollere für fortgeschrittene Studenten macht er meist noch selbst. Zwanzigers Büro liegt im Hintergrund, zugänglich durch einen der beiden nicht-öffentlichen Büchertürme. Zwanziger unterscheidet Wo-, Wann- und Wie-Fragen, die im Infodienst zu beantworten sind. "Wo sind die Lexika?" oder "Wann hat die Bibliothek in den Ferien offen?" bis hin zu "Wie gehe ich die Bearbeitung meines Themas an?" sind die häufigsten Fragen.

"Studenten, die wissenschaftlich arbeiten, brauchen und wollen Unterstützung", erklärt Zwanziger. Der Großteil der Studenten nutzt die Bibliothek auch zum Lernen. "Studierende finden hier viele für das Studium benötigte Hilfsmittel und sie genießen die anregende Atmosphäre im Großen Lesesaal. Es lernt sich auch leichter, wenn man sieht, wie sich auch die Sitznachbarn plagen." Er schmunzelt.

Die größte Herausforderung für sein Team? Die zunehmende Digitalisierung, meint Zwanziger. Die Bibliothek werde immer moderner, immer mehr Fragen nach und zu elektronischen Ressourcen tauchen auf, alleine an der Uni Wien stehen über 20.000 elektronisch abrufbare Zeitschriften zur Verfügung.

Wer vom Lernen die Nase voll hat, kann im Audimax-Buffet durchschnaufen. Dort steht vielleicht Christa Gharzouzi hinter der Kaffeemaschine, dem Herzstück des Audimax-Buffets. Und serviert zu den Klängen der Musik, die ihr Mann Elias, früher selbst Musiker, zusammengestellt hat. Oft würden die Studierenden ihrem Mann mit "Boa, Super" zu seiner Auswahl gratulieren.

Kaffee, Kaffee und noch mehr Kaffee: Das Buffet

"Wir haben das Buffet seit 1995 gepachtet und sind jeden Tag glücklich darüber". Frau Gharzouzi strahlt zwischen dunklem Holz und bunt plakatierten Wänden hervor. Die Preise in erschwinglicher Höhe ergeben sich aus der Situation, Studenten als Kunden zu haben. Was sie am meisten konsumieren? "Kaffee!" Und das oft eine halbe Stunde vor Vorlesungsbeginn. Mit einem Kaffee zum Mitnehmen geht´s schnurstracks hinaus.

Es bleibt ein Blick zurück auf das mächtige Gebäude der Uni Wien. Mit dem Wissen: Jetzt kann (fast) nichts mehr schiefgehen...