WZ"-Analyse des FPÖ-Höhenflugs. | Strache macht Freiheitliche wieder zur Protestpartei. | Neues Motto: "Regieren, Nein danke!" | Gute Chancen auf Platz drei im Herbst. | Wien. Und sie wiederholt sich doch. Die Geschichte. Zumindest jene vom Aufstieg der FPÖ. Zu unübersehbar sind die Parallelen, die sich zwischen dem einstigen Höhenflug unter Jörg Haider und ihrer nunmehrigen Konsolidierung unter Heinz-Christian Strache ergeben. Dieselben Themen, dieselben Posen. Und sogar bei der Inszenierung verlässt man sich auf die altbewährten Rezepte.
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Bier, Brezeln und die "Alpen Stones"
Besonders deutlich zeigte sich dies beim Neujahrsauftakt der FPÖ in Wels am Sonntag. Polit-Entertainment at its best - zumindest an den Maßstäben, die hierzulande gegeben sind. Bier, Brezeln, Würstel samt "Alpen Stones" aus Niederösterreich und Moderatorin mit üppigen Modellmaßen.
Und allzeit gegenwärtig: Der neue Superman der FPÖ. "Begrüßen Sie mit mir den Sieger von Wien und einzigen Herausforderer von Schwarz-Rot": Vor allem die Moderatorin kannte in ihrer Begeisterung für Strache kaum Grenzen und intonierte Bonnie Tylers Hit "I need a Hero".
Tatsächlich braucht die FPÖ einen Frontmann mit Entertainerqualitäten derzeit wie einen Bissen Brot. Mit dem Abgang von Susanne Riess-Passer, Karl-Heinz Grasser und schließlich Haider sind den Blauen ihre ohnehin begrenzten Persönlichkeiten mit Breitenwirkung abhanden gekommen. Politiker wie Ewald Stadler oder Andreas Mölzer eignen sich bestenfalls für die enge Zielgruppe des harten Kerns der Partei. Es wird daher wohl nicht lange dauern, bis die neue FPÖ genauso auf eine Person zugeschnitten und von ihr abhängig ist, wie dies die alte einst war.
Dabei ist das Selbstbewusstsein der neuen alten Blauen durchaus berechtigt. Seit den Wiener Landtagswahlen spürt die Strache-FPÖ jenen Rückenwind, den das BZÖ so schmerzlich vermisst. Die Welser Bosch-Halle war denn auch mit rund 2500 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt, die Stimmung bestens.
Als Redner hat Strache allerdings noch Optimierungsbedarf. Es fehlte an Spannungsaufbau und sicheren Pointen. Der Funke wollte zumindest am Sonntag nicht so recht vom Redner auf das Publikum überspringen.
Erfolgreich nur aus Opposition heraus
Die Grundvoraussetzung für den Stimmungsumschwung hat Strache geschaffen, indem er das Regierungsexperiment aus Sicht seiner Partei zurecht für gescheitert erklärte und die Rückkehr in die Opposition verkündete. Anders lässt sich eine so breite Wählerkoalition, wie sie Haider einst hatte und Strache sie wieder zusammenführen will, nicht aufrechterhalten.
Mit der Absage an jedwede Koalition verschafft sich die FPÖ auch wieder jenen thematischen Handlungsfreiraum, der sie 1999 sogar auf den zweiten Platz führte. So hoch werden die Bäume zwar nicht mehr in den Himmel wachsen, Platz drei ist aber trotzdem möglich - und angesichts der eher bescheidenen Wahlkampffähigkeiten der Grünen sogar wahrscheinlich.
Offen bleibt nur die Frage, wie sich diese Konsolidierung der Blauen auf die möglichen Mehrheitsvarianten nach den Nationalratswahlen im heurigen Herbst auswirkt. Sicher ist jedenfalls, dass mit dem Erstarken der Blauen die Chancen der Orangen ins mikroskopische schwinden und jene einer Koalitionsbeteiligung der Grünen erheblich geschmälert wird. Damit stehen alle Zeichen auf ein Comeback der großen Koalition. Fragt sich nur, wer vorne liegen wird.