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Enrico Bracalente expandiert mit Schuhen "Made in Italy" von Mittelitalien aus in den europäischen Markt.
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Rom/Wien. Der italienische Unternehmer Enrico Bracalente produziert in der Region der Marken, der Schuh-Hochburg Italiens, Schuhe, die schick und bequem sind. Nachdem er den italienischen Markt gut im Griff hat, expandiert er jetzt nach Norden. Die Produktion bleibt fix in Italien. 2600 Mitarbeitern erwirtschaften rund 210 Millionen Euro Umsatz.
"Wiener Zeitung": Am 14. August trug ein Großereignis in Österreich den Namen ihrer Firma: Der NeroGiardini Motorrad-Grand Prix in Spielberg. Was haben Sie sich das kosten lassen?
Enrico Bracalente: Wir haben beschlossen, unsere Marke zu internationalisieren und sind deshalb Hauptsponsor. Für diese Präsenz in Österreich investieren wir eine Million Euro.
Der österreichische GrandPrix ist der Startschuss für eine weitere Expansion ihrer Marke, wie sieht diese aus?
Wir wollen den europäischen Markt erobern. lm Mittelmeerraum sind wir bereits sehr präsent, vor allem in Italien und Spanien. Auch in Belgien sind wir stark, dort schalten wir Radio- und Fernsehspots.
Wie präsent ist NeroGiardini heute in Österreich?
Derzeit haben wir fünfzig Kunden, also Einzelhändler, in Österreich, wo die Endverbraucher unser Produkt finden. Von hier ausgehend wollen wir weitere Flaggen auf die Landkarte stecken. Unser Ziel sind 150 Kunden.
Sie verkaufen nicht über Internetplattformen, warum das?
Wir haben beschlossen, online nicht zu verkaufen, weil wir erstens die Einzelhändler schützen wollen, und zweitens, auch um unsere Konsumenten zu schützen. Wir wollen nicht, dass sie auf Zalando oder ähnlichen Plattformen das Produkt, welches sie gekauft haben, nach einem Monat um vierzig Prozent verbilligt finden. Das finden wir falsch, weil es den Endverbraucher abschreckt. Wir investieren viel in Kommunikation und wollen nicht, dass unsere Marke von diesen Plattformen gedrückt wird.
Sie haben als Selfmade-Man ganz von vorne begonnen.
Wir haben unsere ersten Schritte 1975 gemacht, als Kunsthandwerksfirma, dann kam die wirtschaftliche Wende, als die Berliner Mauer fiel. Damals trafen wir die Grundsatzentscheidung, nicht für andere Marken zu produzieren. Seit 1993 stellen wir ausschließlich NeroGiardini-Schuhe her. Diese Entscheidung wurde nicht von allen Beteiligten gut aufgenommen. Mitte der 1990er Jahre sagte ich zu meinen Ex-Gesellschaftern: "Die Dinge laufen gut, wir müssen einen Qualitätssprung machen." Ich wollte in die Kommunikation investieren, um unsere Marke zu einer nationalen zu machen, meine Ex-Partner waren nicht damit einverstanden, sie fanden. Also trennten wir uns. Seit 1999 bin ich alleiniger Geschäftsführer und investiere jährlich etwa fünf Prozent des Umsatzes in Kommunikation.
Welche Philosophie steht hinter der Marke NeroGiardini?
Wenn Schuhe weh tun, dann ist das so wie Zahnweh oder Kopfweh, es beeinträchtigt einen rundherum. Daher sind unsere wichtigsten Kriterien Stil, Qualität und Bequemlichkeit. Wir beschäftigen vier Damen und zwei Herren, deren Aufgabe es ist, neue Schuhe den ganzen Tag zu tragen. Ihr Feedback arbeiten wir in die Produktion ein. Was bedeutet für Sie Made in Italy? Nach Coca Cola und Visa ist Made in Italy die drittstärkste Marke der Welt. Es bedeutet Qualität, Kreativität und Genialität. Wir fertigen unsere gesamte Produktion in den Bezirken Fermo und Macerata, den wichtigsten Schuh-Bezirken Italiens. Ende der 1990er Jahre haben wir entschieden, die Produktion im Inland zu belassen.
Sie haben eine private Fachschule gegründet, als Unternehmer springen Sie damit in der Ausbildung für den Staat ein.
Wir haben eine Generation von Arbeitern, die gerade in Pension gehen. Wir müssen neue Facharbeiter ausbilden und haben dafür einen Lehrgang für Schuhfertigung ins Leben gerufen. Die zwanzig ersten Absolventen sind schon von uns angestellt wurden. Darunter sind einige, die in der Grundschule etwas verloren waren, wir haben ihnen einen Tutor zur Seite gestellt, und heute sind sie "bravi ragazzi".
Bitte ergänzen Sie:
Ich bin . . .
. . . sehr optimistisch, arbeite mit Leidenschaft und immer mit einem Lächeln auf den Lippen.
Ich möchte . . .
. . . eine der wichtigsten zehn Schuhmarken in Europa sein, wie Gabor, Lloyd und Peter Kaiser, das würde mir Freude bereiten.
Ich verspreche . . .
. . . die Produktion in Italien zu erhalten und zum Wohlstand Europas beizutragen.