Bei der Gegenüberstellung von Haushaltseinnahmen und -ausgaben sind Aha-Erlebnisse programmiert. | Online-Budgetrechner verschafft Klarheit über Ausgabeverhalten.
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Wien. Warum ist oft am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig? Die Antwort auf diese Frage ist einfach und leuchtet ein: Wer mehr ausgibt, als er verdient, rutscht ins Minus. Und wer ständig knapp bei Kasse ist, riskiert, bei unvorhergesehenen Ereignissen wie etwa dem Verlust des Arbeitsplatzes in ein finanzielles Loch zu fallen, aus dem er so leicht nicht mehr herauskommt. Der Weg zu einer Schuldnerberatung ist dann nicht mehr weit. 56.400 Beratungsgespräche für überschuldete Menschen gab es im Vorjahr, und jeder zweite Hilfesuchende kommt heute in die Schuldnerberatung, weil er den Job verloren hat. Vor fünf Jahren war erst ein Drittel von Arbeitslosigkeit betroffen.
Kostenwahrheit
Es lohnt sich also, das eigene Ausgabeverhalten einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und zu eruieren, ob und wo im Ernstfall Abstriche vorgenommen werden könnten, damit nicht gleich die Reserven angezapft werden müssen, denn die sind enden wollend.
Mit dem - anonymen - Online-Budgetrechner der ASB Schuldnerberatungen GmbH, der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen, ist das keine Hexerei. Die Posten für Einnahmen und Ausgaben sind bereits genau aufgelistet, es gilt, die entsprechenden Zahlen einzutragen. Jährliche Beträge werden dabei automatisch auf monatlich umgerechnet.
Während sich das Einkommen und die fixen Kostenfaktoren in einem Haushalt relativ leicht eruieren lassen - dazu muss man sich lediglich ein Mal die Mühe machen, Lohnzettel, Rechnungen und Verträge zusammenzusuchen und zu durchforsten - wird es bei den unregelmäßigen Ausgaben schon schwieriger. Keine Ahnung, wieviel Sie im Monat für Nahrungsmittel oder im Jahr für Bekleidung ausgeben? - Kein Problem: Budgetbeispiele für verschiedene Haushaltstypen geben Orientierung.
Schuldenprävention
Der Budgetrechner, der auf www.budgetberatung.at zu finden ist, ist für (noch) nicht überschuldete Personen gedacht, wo sich gröbere Veränderungen der Lebensumstände abzeichnen und dient in erster Linie der Schuldenprävention sowie Armutsbekämpfung, betont Hans Grohs, Geschäftsführer des Dachverbandes der Schuldnerberatungen.
Wer will, kann sich auch persönlich in einem Einzelgespräch beraten lassen. Seit Oktober 2012 haben dieses Angebot rund 200 Menschen, die Klarheit über ihre finanzielle Zukunft haben wollen, genutzt. Auf der Suche nach Einsparpotenzial in den Haushaltsbudgets gebe es häufig Aha-Erlebnisse, sagt Jurist Grohs, der seit über 20 Jahren in der Schuldnerberatung tätig ist. "Kleinvieh macht auch Mist", betont er. Es zahle sich etwa aus, über die Notwendigkeit diverser Abonnements und/oder Mitgliedschaften nachzudenken. Ein großer Kostenfaktor sei nach wie vor das Auto. Dieses abzumelden, wenn man es nicht regelmäßig benutzt und auf Öffis umzusteigen, entlaste die Haushaltskassa deutlich - auch wenn es für viele ein schmerzhafter Schritt sei.
Mit mehr als 2000 Stimmen hat das Projekt "Budgetberatung" das Rennen um den Publikumspreis 2014 der "SozialMarie" gemacht. In die Initiative fließen gemeinsame Überlegungen der staatlich anerkannten Schuldenberatungen sowie die langjährigen Erfahrungen einiger Schuldenberatungseinrichtungen in der Präventionsarbeit ein.
Mobile Beratung
Die Budgetberatung soll den Umgang mit Geld in privaten Finanzfragen verbessern und Menschen bei der Planung von Haushaltsbudgets unterstützen. Die hohe Zahl der Zugriffe auf die Website (11.000 in sechs Monaten) und den Budgetrechner (18.000 Zugriffe) zeige, dass ein großer Bedarf an Budgetberatung vorhanden sei, sagt Grohs.
Um den aktuellen Usergewohnheiten entgegenzukommen und insbesondere junge Erwachsene erreichen zu können, wird an der Entwicklung einer mobilen Anwendung für Smartphones gearbeitet. Dass hier besonderer Handlungsbedarf besteht, zeigen die Zahlen aus der Schuldnerberatung: Bei Schuldnern in der Erstberatung, die unter 31 Jahre alt sind, liegt der Schuldenstand im Schnitt bereits bei rund 32.000 Euro. Die Hauptgründe für die Überschuldung sind die Schaffung von Wohnraum, das erste Auto und - immer öfter - das Handy. Junge Männer kommen oft im Zuge ihrer Wehrpflicht beziehungsweise des Zivildienstes und der damit verbundenen Einkommensunterbrechung in Zahlungsschwierigkeiten.