Indiens Getränke-Tycoon Vijay Mallya, hat sich mit Milliarden-Schulden abgesetzt.
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Neu Delhi. Wenn die Formel 1 am Wochenende in der russischen Stadt Sotschi zu Gast ist, wird der Teamchef des Rennstalls Force India aller Voraussicht nach fehlen. Der indische Unternehmer und Motorsportfan Vijay Mallya hat keinen gültigen Pass mehr. Weil der Tycoon einen Schuldenberg von rund 90 Milliarden Rupien (1,2 Milliarden Euro) angehäuft haben soll, aber zu Terminen bei den Behörden nicht erschien, annullierte die indische Regierung am Wochenende sein Reisedokument.
Indiens berühmtester Schuldner hatte seine Heimat inmitten der juristischen Auseinandersetzung um seine Verbindlichkeiten bereits Anfang März verlassen. Dass er sich auf der Flucht befinde, wies der für seinen ausschweifenden Lebensstil bekannte Geschäftsmann zwar zurück. Der 60-Jährige zeigte sich zuletzt aber nicht gerade kooperationsbereit: Mehrere Vorladungen für Aussagen zu seinem Fall ließ Mallya indischen Behörden zufolge verstreichen. Ein Gericht in Mumbai erließ deshalb vergangene Woche einen Haftbefehl gegen den Ex-Milliardär.
Vergleichsangebot abgelehnt
Mallya war nach der Übernahme der Brauereifirma seines Vaters mit der Marke Kingfisher zu Indiens Bierkönig aufgestiegen. Er baute den Konzern, zu dem auch indische Whisky- und Wodkamarken gehören, zu einem der weltgrößten Spirituosenhersteller aus. Sein Versuch, die unternehmerischen Erfolge in der Luftfahrtbranche zu wiederholen, scheiterte jedoch: Mallyas Fluglinie Kingfisher Airlines rutschte vor vier Jahren in die Pleite. Gehälter blieb die Gesellschaft ebenso schuldig wie Kreditraten an indische Staatsbanken. Gläubiger werfen Mallya, der für Kredite persönlich bürgte, vor, seine Verpflichtungen vorsätzlich nicht erfüllt und Gelder von der bankrotten Fluglinie abgezweigt zu haben. Der tief gefallene Geschäftsmann, der sich einst selbst den Spitznamen "King of Good Times" verpasste, bestreitet die Vorwürfe. Sein Vergleichsangebot an die Gläubiger, bis September mit bis zu 60 Milliarden Rupien einen großen Teil der Forderungen zu bedienen, wurde unterdessen von mehreren Banken abgelehnt. Medienberichten zufolge lebt Mallya, dem noch immer rund ein Drittel seines Getränkekonzerns gehört, in Großbritannien in einem 14,7 Millionen Euro teuren Anwesen in der Grafschaft Hertfordshire nördlich von London. Indische Behörden erwarten nach der Passannullierung nun seine Abschiebung aus Großbritannien. Sollte es nicht dazu kommen, wollen die Behörden formell eine Auslieferung beantragen.
Der indische Jurist und Parlamentsabgeordnete Majeed Memon erwartet ein langwieriges Verfahren. "Auslieferungen aus Großbritannien sind nicht einfach", sagte er am Montag. In vielen anderen Fällen sei das Land dem Wunsch der Inder nicht nachgekommen.
Indiens Regierung von Narendra Modi sieht sich derweil mit dem Vorwurf konfrontiert, Mallyas Ausreise nicht von Anfang an verhindert zu haben. Mallya, Besitzer einer Luxusvilla im beschaulichen Ferienort Candolim nahe Goa und politische gut vernetzt, saß seit 2010 für die Regierungspartei BJP als Abgeordneter im Oberhaus, der zweiten Parlamentskammer. Finanzminister Arun Jaitley verteidigte das Kabinett in der vergangenen Woche: Es sei die Aufgabe der Banken, selbst dafür zu sorgen, dass ihre Schuldner nicht davonliefen, so der Politiker.