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Auf der Jagd nach Wissen

Von Franz Steinbauer

Wissen
Gottlob: "Ziel ist Software, die sich von selbst weiterentwickelt." Foto: A. Provetti

Aus sehr rohen Daten werden durch Computerprogramme Informationen. | "Wiener Zeitung": Was bildet den Schwerpunkt Ihrer Forschung?


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Georg Gottlob: Hauptsächlich konzentriere ich mich darauf, Daten aus dem Internet nutzbar zu machen. Ein gutes Beispiel sind Wohnungs- und Häusermärkte. Nehmen wir Großbritannien: Dort gibt es 17.000 Immobilienwebsites. Kein Mensch hätte so viel Zeit, alle diese Daten zu lesen und daraus einen Gesamtüberblick über den Immobilienmarkt zu erstellen. Wir arbeiten an Suchmaschinen, die genau das können. Je weniger verschiedene Websites verglichen werden, desto einfacher ist diese Aufgabe. Langfristiges Ziel ist, dass sich die Software von selbst weiterentwickelt und die Suchergebnisse immer besser werden.

Welche anderen Beispiele gibt es?

Im Moment wird Datenextraktion sehr stark von Unternehmen genutzt. Also etwa von Elektrohandelsketten, die wissen wollen, wie teuer die Konkurrenz anbietet. Da hier nur wenige Websites angeschaut werden müssen, können wir das schneller programmieren. Preisvergleiche für Konsumenten sind viel schwieriger zu erstellen, da mehr Daten nötig sind. Auch bestehende Websites wie Geizhals.at können die Vergleiche noch nicht völlig automatisiert erstellen. Diese Sites verlassen sich zum Teil darauf, dass die Anbieter die Zahlen regelmäßig schicken. Zudem braucht man immer noch eine Art von Fehlerkorrektur durch Menschen.

Was sind strukturierte Daten?

Bei der Suchmaschine Google haben Sie eine Suche nach ganzen Internetsites, auf denen Informationen stehen. Bei strukturierten Daten hingegen sucht man nach speziellen Einzeldaten. Diese Daten werden in anderen Zusammenhängen dargestellt, unsere Forschung geht in Richtung Künstliche Intelligenz.

Welche Unterschiede zwischen Großbritannien und Österreich fallen Ihnen auf?

In Oxford haben wir knapp 50 Informatikanfänger pro Jahr, an der TU Wien hingegen rund 1000 - es kommen viel mehr Studenten auf einen Betreuer. Trotzdem muss man sagen, dass sich Österreich in der Forschung in den vergangenen 15 Jahren verbessert hat. Zum Beispiel habe ich erst kürzlich einen Studenten aus Klagenfurt in Oxford als Doktoranden aufgenommen.

Zur PersonGeorg Gottlob (53) arbeitet seit 2006 an der Universität Oxford, ist aber weiterhin der Technischen Universität Wien verbunden. Erst kürzlich erhielt er den begehrten, mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotierten Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats. Wissenschaftlich beschäftigt sich Gottlob vor allem mit Datenbank-Theorie.