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Auf der Suche nach Exportgeschäften

Von Erika Bettstein

Wirtschaft

Er sei "nicht mit leeren Händen" nach Österreich gekommen, betonte der ehemalige russische stv. Ministerpräsident Anatoly Tschubais, jetzt für die Geschicke der UESR (Unified Energy Systems of | Russia) verantwortlich, am Montag mittag vor Journalisten in Wien. Tschubais führte in Wien mit Wirtschaftsminister Hannes Farnleitner und dem Verbundkonzern erste Kontaktgespräche über | Stromlieferungen von Rußland nach Österreich.


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Rußland könne "ein gutes Produkt zu einem guten Preis" liefern, erklärte Tschubais zu seinen Bemühungen um Energieexporte. Für Rußland gebe es keinen anderen Weg als jenen zu Demokratie und

Marktwirtschaft, allerdings seien in den vergangenen sieben Jahren "auch fundamentale Fehler begangen worden".

Er, Tschubais, habe immer vor den überbordenden Budgetdefiziten gewarnt, die neue Regierung in Rußland müsse nun unpopuläre Maßnahmen zur Überwindung der Krise umsetzen. Laut Tschubais sei eine

"härtere Finanzpolitik" notwendig, die öffentlichen Ausgaben müßten drastisch reduziert, vor allem Agrarsubventionen und Sozialleistungen gekürzt werden. Dringend notwendig sei es, die

makroökonomische Stabilität wieder herzustellen und die Inflation (1997: 11%) zu bremsen, nur dann könnten auch Kapitalabflüsse verhindert werden. Rußland befinde sich in einer beispiellos

schwierigen Situation, die Gefahren einer Lebensmittelknappheit oder gewaltsamer politischer Umstürze sieht Tschubais aber nicht.

Seit eineinhalb Jahren arbeite die Westdeutsche Landesbank an Projekten zur Bearbeitung der Mittel-/Osteuropäischen Märkte, erklärte Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky, Repräsentant der WestLB in Wien.

Dazu gehöre auch die Bewertung der politischen und wirtschaftlichen Situation in den jeweiligen Partnerländern, über die Tschubais als "international renommierter Wirtschaftsexperte" für Rußland

Auskunft geben könne. Friedel Neuber, Vorstandsvorsitzender der WestLB-Girozentrale betonte, daß das Vertrauen seit Ausbrechen der Krise im August zwar gebrochen sei, dennoch gebe es gute

Kooperationsmöglichkeiten in Rußland, das als rohstoffreichstes Land der Welt gelte. Zur Bewältigung der Krise seien politische und wirtschaftliche Strukturveränderungen, vor allem

Budgetkonsolidierung und die Reform des Bankensektors, notwendig.

Rußlands BIP um 10%

weiter geschrumpft

Das russische Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,9%, meldeten die russischen Nachrichtenagenturen am Montag unter Berufung auf das staatliche Statistik-

Komitee in Moskau. Das Realeinkommen sank im Jahresabstand um fast ein Drittel. Nach offiziellen Angaben leben mittlerweile fast 45 Millionen Menschen in Rußland unterhalb der Armutsgrenze.