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Auf die lange Volksbank geschoben

Von Karl Leban

Wirtschaft

Noch immer große Unsicherheit über künftigen Kapitalbedarf der teilstaatlichen ÖVAG.


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Wien. Nicht nur die Hypo Kärnten hängt schwer am Staatstropf. Auch die ÖVAG, das Spitzeninstitut der regional tätigen Volksbanken, gilt als teurer, noch längst nicht ausgestandener Problemfall. Bisher hat die Bank den Steuerzahler 1,25 Milliarden Euro gekostet, es könnte aber noch mehr werden.

Für heuer sieht ÖVAG-Chef Stephan Koren zwar keinen Kapitalbedarf. Doch mittel- bis langfristig kann er nicht ausschließen, dass frisches Geld - notfalls auch vom Staat - zum Stopfen von Kapitallöchern benötigt wird. Denn ab 2015 werde die ÖVAG mit einem Absinken der Eigenmittelquote konfrontiert sein, sagt Koren.

Als Grund nennt der ehemalige Bawag-Vizechef vor allem Effekte aus dem neuen Kapitalregime für Banken, Basel III. So müsse etwa Partizipationskapital - staatliches und privates - in Zukunft ersetzt werden, weil es von den Regulatoren nicht mehr als hartes Kernkapital anerkannt werden wird. Allein dabei geht es für die ÖVAG um 450 Millionen Euro.

Außerdem schließt Koren nicht aus, dass der Bank beim weiteren Abbau ihres Rest-Portfolios Verluste entstehen, die auf das Eigenkapital durchschlagen. Derzeit ist die ÖVAG de facto eine "Abbaubank". Da sie staatliche Beihilfen bekommen hat, muss sie sich aus wettbewerbsrechtlichen Gründen radikal verkleinern.

Sektor wird umgebaut

Um den Steuerzahler künftig nach Möglichkeit zu schonen oder gar nicht erst bemühen zu müssen, will Koren den Konzern so rasch wie möglich kapitalmarktfähig machen. Frisches Geld "muss dann nicht unbedingt von der öffentlichen Hand kommen", erklärt der ÖVAG-Chef. Es könnte dann unter Umständen auch von privater Seite kommen.

Mit Blick auf das erklärte Ziel, die Kapitalmarktfähigkeit wiederherzustellen, plant Koren einen Großumbau des Volksbanken-Verbunds. Der Umbau soll zu Kosteneinsparungen und "signifikanten" Ergebnisbeiträgen führen. Koren zufolge soll das Projekt bis 2017 abgeschlossen werden. Dabei hat er massive Einschnitte im Visier: Sind heute in den Bundesländern insgesamt 48 regionale Volksbanken tätig, sollen es künftig nur noch neun sein. Die Komplexität des Sektors soll damit deutlich reduziert werden.

"Das Ergebnis der Neuausrichtung soll eine Gruppe von starken Regionalbanken mit der ÖVAG als Spitzeninstitut sein", so Koren am Donnerstag in der Jahres-Pressekonferenz.

Dickes Minus

2013 schrieb die Volksbanken AG tiefrote Zahlen. Die Höhe des Verlustes ist allerdings nicht überraschend, schon vor Monaten hatte die Bank die Öffentlichkeit mit einem vorläufig genannten Wert darauf eingestimmt. Unterm Strich weist die ÖVAG in ihrem Einzelabschluss einen Verlust von 224 Millionen Euro aus, auf Konzernebene (1850 Beschäftigte) ist es ein Minus von 100 Millionen.

Größter Belastungsbrocken für die Vorjahresbilanz war eine Abschreibung von 160 Millionen Euro auf den Firmenwert der rumänischen Tochterbank. Sie soll im kommenden Jahr abgestoßen werden, ihr Verkauf wird gerade vorbereitet.

Im Konzern lag die Bilanzsumme zuletzt bei 20,9 Milliarden Euro. Sie hat sich fast halbiert, nachdem der Staat vor zwei Jahren bei der ÖVAG rettend einsprang und 43,3 Prozent der Anteile einkassierte. Auch weitere Verkäufe stehen noch auf dem Plan: so etwa das internationale Leasinggeschäft und die Osteuropa-Immobilien.