Nach Malta wird kommende Woche Slowenien über seinen EU-Beitritt abstimmen. Anders als in dem Inselstaat dürfte sich aber mehr als eine knappe Mehrheit dafür aussprechen. "Slowenien war und ist Teil Europas", betont Europaminister Janez Potocnik. Es sei daher nur konsequent, Mitglied der Europäischen Union zu werden. Laut Umfragen teilen rund | 60 Prozent der SlowenInnen seine Ansicht.
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Warum sollte Slowenien der EU beitreten? Für Janez Potocnik stellt sich diese Frage erst gar nicht. Vielmehr müsste es nach Ansicht des slowenischen Europaministers heißen: Warum ist Slowenien nicht schon längst in der EU? Die Erklärung dafür sei in der Geschichte zu suchen.
Doch die Entwicklungen der letzten zwölf Jahre, seit der Unabhängigkeitserklärung des Zwei-Millionen-EinwohnerInnen-Staates, sind als kontinuierliche Vorbereitung auf einen EU-Beitritt zu sehen. Und mittlerweile steht Slowenien in vielen Bereichen besser da als andere Beitrittskandidatenländer - ob beim Wirtschaftswachstum oder bei Arbeitslosenzahlen. Was den Lebensstandard anbelangt, hat das Land mit fast 70 Prozent des EU-Durchschnitts Staaten wie Griechenland und Portugal über- oder fast eingeholt.
Für die Teilhabe am EU-Markt sei Slowenien also jetzt schon gerüstet, meint Potocnik. Daher sei es nur logisch, dass das Land auch in die EU aufgenommen werde. Laut Umfragen spricht sich eine stabile Mehrheit von 60 Prozent der SlowenInnen ebenfalls dafür aus. Am 23. März sollen sie in einem Referendum darüber abstimmen. Um das Ergebnis bindend zu machen, hat das Parlament bereits die Verfassung geändert.
Eine wichtige Rolle Sloweniens sieht Potocnik in der "Brückenfunktion" zu anderen ehemaligen jugoslawischen Teilstaaten. "Wir können ihnen helfen, uns auf unserem Weg in die EU zu folgen." Denn eine Aufnahme in die Union sei der beste Weg, Stabilität in dieser Region zu erreichen.
Doch auch für Slowenien seien wichtige Impulse zu erwarten: "Die wirtschaftliche Situation wird sich in der EU weiter verbessern", gibt sich Potocnik überzeugt. "Die Unternehmer sind für den Beitritt - wir sollten endlich auf sie hören."
Ein wenig relativiert diese Aussagen Georg Krauchenberg, der als Handelsdelegierter in Laibach arbeitet. "Viele Firmen sind bereits für den EU-Beitritt gerüstet. Doch andere müssen beispielsweise noch unterschiedliche Umweltauflagen erfüllen." Das könne sehr wohl Ängste verursachen: Die eigenen Produkte werden durch die Umstellung teurer und könnten durch billigere verdrängt werden.
Insgesamt zeigt sich Krauchenberg aber zufrieden mit der Zusammenarbeit zwischen Slowenien und Österreich. Immerhin ist Österreich der bedeutendste Investor, mit einem Anteil von 48 Prozent an ausländischen Direktinvestitionen.
"Die Region wird eng zusammen wachsen", meint der Handelsdelegierte. So könnten SlowenInnen künftig statt nach Laibach oder an die Meeresküste nach Österreich pendeln. Was für österreichische Unternehmen durchaus interessant sein könnte: Etliche der Arbeitslosen seien nämlich FacharbeiterInnen, erklärt Krauchenberg. Diese werden in Österreich in manchen Bereichen dringend gesucht.