Zum Hauptinhalt springen

"Auf, du junger Wandersmann. . ."

Von Tamara Tomanic

Wirtschaft

Immer mehr Gemeinden bauen Wanderwege aus. | Kosten hängen von den Dimensionen ab. | Wien. Herbstzeit ist Wanderzeit - und somit Hauptsaison für etliche Gemeinden, die vermehrt auf eine attraktive Inszenierung ihrer Wanderwege setzen. Hierbei gilt, wie so oft, das Motto: Qualität vor Quantität. Diesen Leitsatz hat sich auch die steirische Marktgemeinde Stanz im Mürztal zu Herzen genommen, die 2006 die Eröffnung ihres Sonnenweges feierte.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Gemeinde sieht den zehn Kilometer langen Rundweg als Erfolg: Es gelinge, immer mehr Touristen der Umgebung in den 2000-Einwohner-Ort zu ziehen; mit steigender Tendenz. Der Sonnenweg biete eine Vielzahl an Attraktionen für Groß und Klein: eine Schauschmiede, in der vor allem jüngere Wanderbegeisterte ihr handwerkliches Können unter Beweis stellen können, diverse Hütten für die Jause zwischendurch und nicht zuletzt dutzende Sonnenobjekte, die das Thema des Weges unterstreichen sollen.

Eine andere Gemeinde, die mithilfe von Wanderwegen Touristen anlockt, ist Zell am Pettenfirst (OÖ). Die 2003 eröffnete Erlebniswanderung "Wald der Kinder" verbindet die regionalen Besonderheiten und natürlichen Gegebenheiten mit spielerischen Aktivitäten. Anhand unterschiedlicher Stationen wird den Besuchern die Geschichte des Berges, auf dem der Wanderweg verläuft, seiner Bewohner und des Umfelds nähergebracht. Guckkästen, Spurenbilder, Holzschnitzereien, Höhlen und ein Dschungelweg überzeugen vor allem die kleineren Wanderer. Zwar ist der Weg nur zwei Kilometer lang, trotzdem sollte man - aufgrund der vielen Stationen - eine Aufenthaltsdauer von drei bis vier Stunden einplanen.

Rentabler Ausbau trotz 160.000 Euro Baukosten

Obwohl die Europäische Union den Bau mit 43.000 Euro subventioniert hat, ist der "Wald für Kinder" in Zell am Pettenfirst mit 160.000 Euro Baukosten ein durchaus kostspieliges Projekt. Für die rund 1200 Einwohner umfassende Gemeinde rentiert sich der Ausbau trotzdem, da dieser jährlich ungefähr 25.000 Besucher zum Erlebniswanderweg zieht.

Viele Ortschaften wollen die Inszenierung nicht selber in die Hand nehmen, sondern verlassen sich auf professionelle Beratung, beispielsweise auf die con.os tourismus consulting gmbh. Das zweitgrößte Tourismus-Consulting-Unternehmen Österreichs unterstützt seine Kunden, indem es Konzepte anfertigt und schließlich in die Tat umsetzt.

Die Kosten für ein solches Unterfangen seien laut Arnold Oberacher, Geschäftsführer von con.os, sehr unterschiedlich, da es zwei Gruppen von Gemeinden gäbe: Einerseits jene, bei denen die Wanderwege Touristen anlocken sollen - sie dienen also als Hauptattraktion im Ort. Hier müsse man mit einem Betrag ab 70.000 Euro rechnen.

Die sogenannten Ergänzungsthemenwege seien demgegenüber ungefähr um die Hälfte billiger, da das Wandern lediglich eine zusätzliche Attraktion darstellt und die Gäste auch aus anderen Gründen anreisen. Die Agentur stellt bei ihrer Planung stets drei Prinzipien in den Vordergrund: Qualität, Bespielung - also spielerische Elemente entlang des Weges - und Erholung. Letzteres soll vor allem durch Hängematten auf den zahlreichen Rast- und Ruhestationen gewährleistet werden - schlichte Holzbänke sind kaum mehr vorzufinden.

Hilfe von Tourismus-Consulting-Agenturen

Die Bespielung unterscheidet sich indes von Auftraggeber zu Auftraggeber. In Moorbad Harbach (NÖ), das vor allem für sein Gesundheits- und Rehabilitationszentrum bekannt ist, wurde bei der Inszenierung des Wanderweges insbesondere auf sportmedizinische Übungen und Geschicklichkeit Wert gelegt.

Um die Wertschöpfung durch den Tourismus besser anzukurbeln, werden für viele Stationen auch Hilfsmittel benötigt, wie beispielsweise eine Karte für die Schatzsuche, die gegen ein geringes Entgelt in Wirtshäusern erhältlich ist - natürlich mit dem Hintergedanken, dass sich der Gast zu dem einen oder anderen Schmankerl hinreißen lässt.