Zum Hauptinhalt springen

Auf eigenen Wegen

Von Hermann Schlösser

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der Komponist Heimo Erbse lebt seit den fünfziger Jahren in Österreich, stammt aber unüberhörbar aus Deutschland. In thüringischem Zungenschlag erzählte er in der Sendung "Zeit-Ton" (Ö1) am Montagabend aus seinem Leben. Vor allem erklärte er, dass er "eigene Wege" gegangen sei. Von seinem Lehrer Boris Blacher habe er gelernt, dass man in jeder Komposition etwas Neues ausprobieren müsse, und daran habe er sich immer gehalten.

Einige Kompositionen Erbses waren zu hören: Sie sind stark vom Rhythmus bestimmt, zugleich aber nicht so motorisch gleichförmig wie etwa die Arbeiten Carl Orffs oder manche von Strawinsky. Verglichen damit ist Erbses Musik nuancierter, vielfältiger, aber auch zurückhaltender. "Ich würde mich als Symphoniker einordnen" sagte er und: "Man kann sagen, das ist altmodisch, aber ich finde, das macht nichts."

Dass ihm der musikalische Eigensinn nicht immer leicht gemacht wurde, ging aus einer Nebenbemerkung hervor. Zur Zwölftonmusik sei er "nicht vorgestoßen", sagte er, und das klang, als ob sich der Komponist dafür entschuldigen wollte, dass er ein Klassenziel seiner Generation nicht erreicht habe. In der Tat hat es ja Zeiten gegeben, in denen man als Komponist unbedingt zum Komponieren mit zwölf Tönen "vorzustoßen" hatte. Sie sind allerdings schon eine Weile her. Heute schätzt man auch die Künstler wieder, die sich von den

Schulen fern hielten und ihre "eigenen Wege" suchten - so wie Heimo Erbse, der am Freitag dieser Woche seinen 80. Geburtstag feiert.