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Auf einen Kaffee für 200 Euro

Von Simon Rosner

Wirtschaft

Hat der Bankomat bald ausgedient? Schon in 3000 Geschäften kann man bei einem Einkauf Bargeld beheben. Das sollen nun deutlich mehr werden - auch die Gastronomie soll einsteigen.


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Wien. Noch nie hat es so viele Bankomanten gegeben wie derzeit. 8773 waren es nach Angaben der Nationalbank im Vorjahr. Das ist die eine Seite. Über die andere können Bürgermeister vor allem ländlicher Gemeinden erzählen. Die Post, die Bank, der Greißler, alle haben sie zugesperrt, und der verbliebene Bankomat steht nun auch zur Diskussion.

Die Kosten für den Betrieb der Geräte sind recht hoch. Roger Klimek, Vorstandschef der Raiffeisen Bank Oberland in Tirol, beziffert sie auf 7500 Euro pro Jahr, wobei teilweise noch eine Miete dazukommt. Teuer ist vor allem die Versorgung der Bankomaten mit Bargeld. Das muss im Panzerwagen in alle entlegenen Regionen geliefert werden, wobei verpflichtend zwei Mitarbeiter im Wagen sein müssen.

Indirekt werden diese Kosten zwar über Kontoführungsgebühren an die Konsumenten weitergegeben, aber offenbar nicht im für die Banken ausreichenden Ausmaß. "Das Bargeld-Handling ist in Österreich nicht adäquat bepreist", sagt Klimek.

Vor allem im ländlichen Raum sind Gemeinden vermehrt dazu übergangen, die nach wie vor in der Bevölkerung verankerte Vorliebe für Bargeld zu alimentieren. Die Konditionen sind zwar unterschiedlich, aber Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl spricht von rund 2000 Behebungen pro Monat, ab denen keine Kosten für die Gemeinden anfallen. Gibt es weniger Behebungen, müssen die Gemeinden pro Transaktion bis zu 45 Cent bezahlen. "Diese Zuzahlungen sind aber nicht die Aufgabe der öffentlichen Hand. Das wird der Steuerzahler nicht goutieren", sagt Riedl, selbst Bürgermeister in Grafenwörth. Doch er sagt auch: "Bargeld ist ein Teil der Daseinsvorsorge." Die Bürgermeister können oft nicht anders.

Doch zu Bargeld lässt sich auch anders gelangen als via Bankschalter oder Geldausgabemaschine. Schon jetzt ist es etwa in 3000 Geschäften in Österreich möglich, Bargeld an der Kassa zu beheben. Voraussetzung dafür ist die Konsumation. Der Gemeindebund will dieses Service nun weiter ausbauen und hat dafür eine Kooperation mit Mastercard geschlossen.

Service vorerst kostenlos

Das Service ist simpel. Man bezahlt mit einer normalen Bankomatkarte mit Maestro-Funktion und lässt sich zusätzlich Bargeld auszahlen. Bis zu 200 Euro sind möglich, das ist eine Empfehlung der Nationalbank. Gebühren fallen dabei für die Kundinnen und Kunden keine an, zumindest vorläufig nicht. Und Gemeindebund-Chef Riedl hofft auch, dass es in Zukunft so bleiben wird. Zumindest solange die Kooperation mit Mastercard aufrecht ist, gehe er davon aus, dass keine Gebühren verrechnet werden.

Auch bei dieser Art des Bargeld-Handlings fallen naturgemäß Kosten an, aber sie könnten insgesamt geringer sein. So ist es beispielsweise nicht unüblich, dass im Foyer eines Supermarktes ein Bankomat steht, der ständig betreut und befüllt werden muss. Kunden heben vor ihrem Einkauf Bargeld ab, tragen es durch den Supermarkt und legen es an der Kassa wieder ab. Abends, wenn der Bankomat vielleicht leer ist und erneut befüllt werden muss, packt die Filialleitung die Tageslosung zusammen und lässt sie vom Panzerwagen abholen. Dass dies nicht sehr produktiv ist, liegt auf der Hand.

Der Gemeindebund hat sich die Wirtschaftskammer in Form der Handels- und der Gastro-Sparte ins Boot geholt, also auch in Wirtshäusern, in denen mit Karte gezahlt werden kann, soll es künftig möglich sein, bis zu 200 Euro bei der Bezahlung der Rechnung in bar abzuheben.

Tatsächlich könnte dies für die beteiligten Unternehmen insofern eine Entlastung bringen, wenn sie selbst weniger Bargeld gewissermaßen entsorgen müssen. Weil es ein Bankensterben auf dem Land gab, ist etwa die Erste Bank eine Kooperation mit der OMV eingegangen und bietet dort ein Bankservice an. Geld kann nicht nur behoben, sondern auch eingezahlt werden. Genutzt wird dies laut Erste Bank vor allem von kleinen und mittleren Händlern für deren Tageslosung.