Josef Pröll auf den Spuren von Bruno Kreisky. | Zu Wochenbeginn schlug Umweltminister Josef Pröll vor, dass wir Österreicher zugunsten des Klimaschutzes auf Fernreisen mit dem Flugzeug verzichten sollten.
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So mancher fühlte sich an die 70er-Jahre erinnert. Auch damals forderte die hohe Politik das österreichische Volk zum Konsumverzicht auf - damals allerdings nicht um die Umwelt zu schonen, sondern um in Zeiten der Ölkrise kostbare Energie zu sparen. Am 30. September 1974 empfahl SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky den österreichischen Männern, sich doch nass zu rasieren und dadurch Strom zu sparen: "Wer sich elektrisch rasiert, der sollte daran denken, dass es auch andere Rasierapparate gibt."
Einen Tag später meinte Kreisky, sein Vorschlag wäre nur eine scherzhafte Bemerkung gewesen. Selbstverständlich wolle er niemanden daran hindern, sich auf die eine oder andere Art zu rasieren. Das mag mit den heftigen Reaktionen zu tun gehabt haben, die Kreiskys Aussagen auslösten. Die ÖVP meinte etwa, noch besser als die Nassrasur wäre, wenn sich alle Männer Vollbärte wachsen ließen. Denn dann könnte man auch die Energie für die Warmwasseraufbereitung sparen.
Ob sich Pröll morgen auch an seinen Sinn für Humor erinnert, wird man sehen. Heftige Reaktionen hat jedenfalls auch er ausgelöst.
Ein Grundproblem der Klimaschutz-Diskussion ist, dass sie der Umwelt kaum etwas, den Politikern aber sehr viel bringt. Sie kommen in Zeiten von Klimawandel-Schwerpunkten mit jedem Vorstoß ins Fernsehen, sie können damit wunderbar von anderen Problemen ablenken, die nicht erst in 100 Jahren negative Auswirkungen haben, und sie müssen nicht befürchten, dass sich populistische Maßnahmen noch zu ihren Lebzeiten als kontraproduktiv herausstellen werden.