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Ausgliederungen staatlicher Institutionen sind eine tückische Sache. Nicht nur im Kulturbetrieb. Mit der gestärkten finanziellen Eigenverantwortung geht meist ein effizienterer Einsatz der Mittel einher, Gestaltungsspielraum und Selbstbewusstsein erstarken. Im Schatten dieses vitalen Glanzes wachsen jedoch die Tendenz zur sehr freien Interpretation des nach wie vor öffentlichen Auftrages und die Neigung zu struktureller wie finanzieller Eigenbrötelei. So geschehen auch bei den Bundesmuseen, die um die Jahrtausendwende in die Vollrechtsfähigkeit entlassen wurden.
Nicht nur einander konkurrierende Ausstellungsprogramme, der Finanzskandal im Belvedere unter Agnes Husslein oder finanzielle Ungereimtheiten im Kunsthistorischen Museum unter Wilfried Seipel veranlassten die Kulturpolitik dazu, die mit großem Erfolg, aber auf anscheinend allzu eigenwilligen und oft gegen einander gerichteten Wegen wandelnden Häuser wieder mehr unter ihre Fittiche zu nehmen.
In welcher Form das geschehen soll, wird seit gut zehn Jahren debattiert. Kulturminister Gernot Blümel hat nun als lose Dachorganisation eine Service GmbH inklusive Generalsekretär präsentiert, die die Häuser bei der "strategischen Planung und Koordinierung unterstützen" soll. Sollten die Einsparungen durch Synergien in den Bereichen Depot und Ticketing dazu führen, dass Besucherinnen und Besucher etwa in den Genuss einer gemeinsamen Jahreskarte der Museen kommen: umso erfreulicher.
Inhaltlich, so der Minister, soll es keine Einmischung geben. Und genau hier liegt der Schwachpunkt dieser schlanken Reform. Dass Direktoren mitunter gegen andere programmieren, sich Termine überschneiden und das Motto eher schneller, größer und höher zu lauten scheint, anstatt inhaltlich an einem Strang zu ziehen, ist eine oft beklagte Tatsache. Denn eines spart diese Reform aus: eine klare inhaltliche Positionierung der Häuser und damit einen abgegrenzten, einander ergänzenden Auftrag. Wer sammelt was und mit welchen Budgets? Wer ist für die Kunst welcher Epoche zuständig? Die Antworten auf diese Fragen sind nicht zuletzt durch die Ausgliederung längst nicht mehr klar zu beantworten. Eine fachlich fundierte Neupositionierung ließe den Direktoren genug gestalterischen Spielraum, öffnete womöglich Raum für inhaltliche Tiefe. Für Besucher wäre sie ein Gewinn an Orientierung und Vielfalt, denkt man etwa an mögliche häuserübergreifende, einander ergänzende Ausstellungen.
Die aktuelle Reform ist ein wichtiger, ein richtiger Schritt, dessen Erfolg sich in den Details ihrer Umsetzung zeigen wird. Den derzeitigen, die Profile der Häuser verwässernden Konkurrenzkampf löst sie jedoch nicht.