Omans Sultan Qabus hat es geschafft, Teheran und Riad wieder an den Verhandlungstisch zu bringen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Er hat es wieder einmal geschafft, ohne Medienrummel, ohne Tamtam und ohne große Inszenierungen: Omans greiser Herrscher, Sultan Qabus, hat die Perser und die Saudis nach einem mehrwöchigen geheimen Verhandlungsmarathon dazu bewogen, wieder auf den Verhandlungstisch zurückzukehren. Konkret geht es darum, dass der Iran heuer wieder an der Hadsch, der muslimischen Pilgerfahrt nach Mekka und Medina, teilnehmen soll.
Die beiden regionalen Erzrivalen unterhalten seit Jänner 2016 keine diplomatischen Beziehungen. Ein Angriff auf Riads Botschaft in Teheran, eine erboste Reaktion auf eine Massenexekution von 47 Menschen Anfang Jänner 2016 in Saudi-Arabien, bei der auch der hohe, im Iran sehr angesehene schiitische Geistliche Nimr al-Nimr hingerichtet worden war, führte zum diplomatischen Bruch.
Seither beschuldigt man sich gegenseitig, die Region zu destabilisieren, und führt Stellvertreterkriege im Jemen und in anderen Ländern. Die Fehde zwischen den sunnitischen Saudis und den schiitischen Persern ist aber nicht die einzige Baustelle, um die sich der alte und kranke Qabus in diesen Tagen kümmern muss. Regierungen aus verschiedensten Ländern stehen in diesen Tagen bei ihm Schlange. Er soll in den heikelsten Krisen in Nahost und anderswo vermitteln: In wenigen Tagen etwa kommt der indische Premier Narendra Modi, um über den Ausbau einer strategischen Partnerschaft zwischen dem Oman und Indien - Stichwort Pakistankrise - zu verhandeln. Erst kürzlich hat US-Präsident Donald Trump persönlich zum Hörer gegriffen und Qabus gebeten, auf den Iran einzuwirken, seine "destabilisierenden Aktivitäten in der Region" zu unterlassen. Irans Außenminister Mohammad Javad Zarif wiederum war hier, um Qabus wegen der Katarkrise, dem Atomstreit und den Querelen mit den Saudis um Rat zu fragen.
"Auf ihn hören alle, denn er ist sehr diplomatisch und versucht zu vermitteln, ohne eine Partei vor den Kopf zu stoßen", erklärt ein europäischer Diplomat den Grund, warum Qabus so viel Einfluss hat. Wer in Maskat weilt, bekommt derweil nichts davon mit, dass hier seit Jahrzehnten Weltpolitik abseits der Medienberichterstattung gemacht wird.
Im Unterschied zur Syrienkonferenz, die zuletzt Wien stattfand und von dutzenden Journalisten begleitet wird, scheint Qabus’ Motto "wir tun einfach und wir reden nicht darüber" zu sein. Er telefoniert mit dem umstrittenen syrischen Machthaber Bashar al-Assad und regelt die Dinge auf seine Weise, indem er ihn auffordert, freie Wahlen zuzulassen und keine Chemiewaffen zu verwenden. Er ist keiner, der sich selbst gern ins Rampenlicht stellt.
Seit knapp 50 Jahren herrscht der 78-jährige Monarch im Oman, hat das Land von Grund auf modernisiert und sich gleichzeitig einen Ruf als weltweiter Vermittler aufgebaut. Kaum ein anderer Herrscher hat uneingeschränkten (telefonischen und persönlichen) Zugang zu fast allen Präsidenten und Herrschern dieser Welt. Die Liste der Krisen, die Qabus in den kommenden Wochen lösen muss, ist lang: die Jerusalem-Frage und der Nahostkonflikt per se, die Katar-Krise, der Fortbestand der Nukleardeals zwischen dem Westen und Teheran, die Querelen im Jemen und die Syrienkrise, um nur einige zu nennen. Qabus fungiert zusätzlich immer öfter auch als Sprachrohr zwischen Washington und Teheran.