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Reisereportagen und Dokumentarfilme schaue ich mir im Fernsehen gerne an. Politisch sind sie zwar in der Regel nicht informativ, aber dafür landeskundlich lehrreich und meist auch schön genug gefilmt, um das Fernweh zu wecken. Wollte man diesen Programmen ein Etikett verpassen, böte sich am ehesten der Rubriktitel "Aus aller Welt" an, der früher in vielen Zeitungen gebräuchlich war.
Am vergangenen Mittwoch habe ich einen solchen Bericht "aus aller Welt" gesehen: Er trug den Titel "Versunkene Welten", war ein britisches Produkt, wurde im deutschen Regionalsender "Nord 3" ausgestrahlt, von mir in Wien empfangen und handelte von den Kunstschätzen des alten Ägypten. Vor allem aber ging es um die Leistung des französischen Archäologen Auguste Mariette, der im 19. Jahrhundert begann, die alten Monumente zu konservieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dass er dabei nach den ästhetischen Maßstäben seines Jahrhunderts zu Werk ging, versteht sich, und wird doch von heutigen Reisenden meist vergessen. Sie glauben nur zu gern, in Karnak oder Luxor liege ihnen das alte Pharaonenreich unverfälscht vor Augen.
Der Film enttäuschte diese Erwartung ein wenig. Er zeigte, dass Mariette und seine Kollegen mit Hilfe von archäologischen Fund- und Bruchstücken einen Traum von der Größe vergangener Zeiten inszenierten. Das war interessant - zumal es die Freude an der Schönheit Ägyptens überhaupt nicht schmälerte. Eher im Gegenteil: Man bekam sofort Lust, hinzufahren.