Österreichs Wein ist auf dem richtigen Weg und das in zweierlei Hinsicht: Die Weinwirtschaft bilanziert positiv und der neue Jahrgang wird nach Winzermeinungen wieder ein guter, trotz des Regens Anfang September. Während die Exporte steigen und die Importe sich in Grenzen halten, setzt die Weinwirtschaft strategische Maßnahmen für die Zukunft. Verstärkt werden lokale und regionale Markengemeinschaften gegründet und unterstützt. Diese Maßnahmen harmonieren durchaus mit den Erkenntnissen aus der laufenden Marktbeobachtung.
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Die Struktur des österreichischen Weinbaues ist ganz entscheidend von der relativ kleinen durchschnittlichen Betriebsgröße (rund 1,7 ha) geprägt. Das Produktionsvolumen des einzelnen Weingutes rechtfertigt daher in den meisten Fällen keine eigenen (intensiven) Vermarktungsaktivitäten. Viele österreichische Weinhauer, vor allem jene, deren Keller nicht ausreichend ausgestattet sind, liefern ihre Trauben entweder an Genossenschaften, Traubenankäufer oder andere Winzer.
Die Markengemeinschaften
Daneben sind aber in den vergangenen Jahren - häufig auf Initiative einer Handvoll ambitionierter Weinerzeuger - lokale oder regionale Markengemeinschaften entstanden. Sie zielen in den meisten Fällen darauf ab, eine oder mehrere regionaltypische Weine zu keltern und sie unter einer gemeinsamen Bezeichnung (bzw. Marke) in den Markt zu bringen. Üblicherweise erfolgt die Weingarten- und Kellerarbeit in Eigenverantwortung jedes Winzers. Eine Jury prüft die fertigen Weine, ob sie den von der Gruppe definierten Qualitätskriterien entsprechen und somit das Recht erwerben, den gemeinsamen Markennamen zu tragen.
Die Weinkomitees
Positiv auf den Marktwert des österreichischen Weines wirkt sich die zügige Bildung der regionalen Weinkomitees in den österreichischen Weinbaugebieten aus. Dazu meint Josef Pleil, Präsident des österreichischen Weinbauverbandes und Vorsitzender des Nationalen Weinkomitees: "Die Österreichische Weinwirtschaft hat dadurch eine Chance bekommen, ihre strategische Position im Bereich Produktion und Vermarktung entscheidend zu verbessern, die Rahmenbedingungen für die nächsten Jahre haben sich somit fundamental verändert."
Mittlerweile haben sich sechs regionale Weinkomitees in Österreich gebildet, heuer sollen weitere folgen. Die Österreichische Weinmarketing (ÖWM) sieht dabei ihre Aufgabe in der Beratung der Komitees bei Marketingfragen, vor allem bei der Profilierung der Herkünfte. Neben der Bildung der ersten regionalen Weinkomitees sorgen eine steigende Wertschöpfung aus dem Export und eine stabile Nachfrage im Inland für eine positive Bilanz.
Der Export
In den letzten drei Jahren ist der Import von Weißwein von gesamt 20 Mill. l auf 10 Mill. l zurückgegangen, während Österreichs Weißweinexport von 10,5 Mill. l auf 25 Mill. l gestiegen ist. Im Rotweinbereich ist der Import mit 27 Mill. l relativ stabil, während sich die Ausfuhr österreichischer Rotweine von 6 auf 10 Mill. l erhöht hat. "Wir können mit der Marktentwicklung durchaus zufrieden sein", meint dazu ÖWM-Geschäftsführer Michael Thurner. "Auch die politischen Rahmenbedingungen haben sich mit dem Fall der Getränkesteuer und mit der Chance zur Selbstbestimmung in der Weinwirtschaft (Stichwort Weinkomitee) wesentlich verbessert. Die Umstrukturierung in den Weingärten ist wichtig, um langfristig größere Ernteschwankungen zu vermeiden und auch, um Angebot und Nachfrage besser aufeinander abzustimmen. Die Konzentration auf Rebsorten zeigt, dass die österreichischen Winzer längst das Kapital von Grüner Veltliner, Zweigelt & Co erkannt haben."
Während die Ausfuhr von Qualitätsweinen in der Flasche in den ersten drei Quartalen 2001 weiter gesteigert werden konnte, gingen die weniger lukrativen Fassweinexporte in diesem Zeitraum zurück. Dabei liegt der Gesamtwert der Weinexporte 2001 bei rund 43 Mill. Euro (591 Mill. Schilling).
Die Nachfrage im Inland
Im Inland weisen die Fessel GfK Daten für den Heimkonsum (1. HJ 2001) einen stabilen Marktanteil von 80 Prozent für österreichischen Wein aus. Verschiebungen haben nur zwischen den Absatzschienen stattgefunden, welche sich durch die dynamische Entwicklung des österreichischen Weinsortiments im Lebensmittelhandel erklären lassen.
Präzise Arbeit wird belohnt
Wer die Mühe der ständigen Weingartenkontrolle auf sich genommen und mehrmalige Lesedurchgänge nicht gescheut hat, der wird auch wieder mit besonders hoher Qualität belohnt werden. Noch ist das letzte Wort zum neuen Jahrgang nicht gesprochen, aber es besteht wieder einmal Anlass zur Freude, wie eine Kurzumfrage der "Wiener Zeitung" unter einigen Spitzenwinzern ergab.
Der neue Jahrgang
Dazu vielleicht noch einige kurze statistische Daten: Gemäß der von "Statistik Austria" Ende Oktober veröffentlichten Schätzungen wird die Weinernte 2001 etwa 15 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt von 2,5 Mill. hl liegen. Die Qualität der Trauben wurde auch trotz Regen im September als gut bewertet. Nach dem sonnigen, extrem milden Oktober dürfen die Winzer auf einen sehr guten Jahrgang hoffen.
Im Weingut Gritsch "Mauritiushof" (Wachau, Spitz) wird der 2001 ein Jahrhundert-Jahrgang. "Es gab bei uns erst ein Jahr, wo wir solch eine Qualität erreicht hatten, das war der 1999iger", so Franz-Josef Gritsch. "Vor allem Grüner Veltliner ist sehr intensiv und ausgeprägt. Auf Grund der späten Lese (Mitte November bei den Topweinen) würden die Weine extrem fruchtig und physiologisch reif, trotzdem weisen sie eine schöne pikante Säure auf. Die Weine sind sehr dicht und wuchtig."
"Ein Jahrgang wird immer mit den im Keller liegenden wertvollsten Jahrgängen gemessen", so Erich und Walter Polz (Spielfeld). Die Weine der "Steirischen Klassik" sind frischer, saftiger, aromatischer, lebendiger und kräftiger im Jahr 2001. "Der Alkoholgehalt ist in etwa gleich hoch wie im Vorjahr (12,2 bis 12,7 Prozent). Die Lagenweine sind im Duft von einer gewaltigen Typizität geprägt, unterstützt durch die teilweise Eintraubenproduktion pro Trieb. Die damit verbundene Konzentration der Reife, Dichte und Saftigkeit wird im Geschmack wiedergegeben."
"Bei der spät vorgenommenen Ernte lag der Zuckergehalt der Trauben bereits im hohen "Smaragd"-Bereich", so die Jahrgangsbeurteilung des Weinguts Prager (Weißenkirchen). "Die Weine des Jahrganges 2001, die aus physiologisch reifen Traubenmaterial gekeltert wurden, zeichnen sich durch besondere Fruchtigkeit aus, sind feinsäuerlich und süffig und nicht so opulent (da keine Botrytis!) wie die Weine des Vorjahres. Im ,Smaragd'-weinbereich scheint ein besonders guter Jahrgang heranzureifen."
"Der richtige Lesebeginn für die Klassik-Weine fand am 1. Oktober statt, die Lagenweine wurden sogar erst Ende Oktober eingebracht mit super reifen Gradationen", so Maria und Willi Sattler (Sattlerhof, Steiermark). "Die Weine werden sehr würzig, fruchtig, typisch steirisch, ein großer Jahrgang für die Lagenweine."
"Endlich kein Jahrhundertjahrgang, obwohl es bis zum 3. September schon so ausgesehen hatte", so die Meinung am Dinstlgut Loiben. "Der 2001er beim Weißwein wird ein guter Jahrgang. Fruchtsäure und Reife, Pikanz und Eleganz prägen schon jetzt die Jungweine. Rieslinge und Veltliner zeigen sich duftig und sind mit beachtlicher Sortentypizität ausgestattet. Etwas mehr Kummer bereiteten uns die blauen Trauben. Hier musste im Weingarten noch mehr selektioniert werden, um unerwünschte Fäulnis auszusortieren."
2001 ist also, zusammenfassend gesagt, ein Jahrgang der Winzer und Kellermeister, bei dem es sich zeigen wird, wer im Weingarten seine Hausaufgaben ordentlich gemacht hat.