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Auf Wasser, Wind und Sonne gebaut

Von Petra Tempfer

Wirtschaft

Weniger Energieverbrauch, mehr erneuerbare Energien und mehr Partizipation am Markt: Die Stromstrategie von Österreichs Energiegesellschaften zeigt, wie das bis 2030 zu schaffen wäre.


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Wien. Um 40 Prozent weniger CO2-Emissionen als 1990, mindestens 27 Prozent erneuerbare Energien (derzeit 15 Prozent im EU-Durchschnitt) und eine Effizienzsteigerung um 27 Prozent: Das sind die EU-Energieziele, die bis 2030 erreicht werden sollen. Wie man vorgehen will, müssen die Mitgliedstaaten bis 2017 anhand von nationalen Aktionsplänen demonstrieren. Diese Ziele seien zu schaffen, meinte die österreichische E-Wirtschaft am Donnerstag dazu - und präsentierte ihre Vorschläge.

Deren neue Stromstrategie basiert auf einem niedrigeren Energieverbrauch mit einem höheren Anteil an Strom im Energiesystem. Eckpunkte sind der Ausbau der heimischen Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen, eine aktivere Teilnahme der Kunden und mehr Flexibilität sowie Partizipation am Markt. Das Ganze wäre mit einem Investitionsbedarf von rund 50 Milliarden Euro verbunden. 35 Milliarden davon würden auf die Netze entfallen, der Rest auf die Erzeugung.

"Wasserkraft ist unser Schatz"

"Während der Energieverbrauch bis 2030 insgesamt sinken muss, erwarten die von uns zur Strategiebildung verwendeten Studien der EU, der internationalen Energieagentur IEA und Frontier Economics ein Wachstum des Stromverbrauchs gegenüber 2014 um bis zu 18 Prozent", sagte der Präsident des Branchenverbandes Oesterreichs Energie, Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber, am Donnerstag. Strom mache heute 20 Prozent des energetischen Endverbrauchs aus, 2030 könnten es bis zu 33 Prozent sein. Der erforderliche Ausbau insgesamt wird mit 20 Terawattstunden (TWh) beziffert, wobei je 6 bis 8 TWh auf Wasserkraft, Photovoltaik und Wind entfallen.

Vor allem bei Kleinwasserkraftwerken gibt es Potenzial. "Die Wasserkraft ist unser Schatz", sagte Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie. Die aktivere Teilnahme der Kunden, die sich auf Privatpersonen, Industrie und Gewerbe bezieht, betrifft wiederum die Sonnenenergie, wenngleich diese im städtischen Bereich freilich weniger als auf dem Land genutzt werden kann, wo es mehr Platz für die Photovoltaikanlagen gibt. Die Urbanisierung könnte diese Entwicklung ein wenig hemmen. Bleibt noch die Windkraft, die eher in Form von Beteiligungsmodellen zum Einsatz komme.

Schon jetzt liegt der Anteil der erneuerbaren Energien am Energieverbrauch in Österreich bei 32,6 Prozent, wir sind damit EU-weit am vierten Platz. Deren Anteil am Stromverbrauch beträgt EU-weit 25 Prozent, in Österreich sogar 67 Prozent. EU-Ziel ist hier bis 2030 ein Durchschnittswert von 50 Prozent -mit der derzeitigen Ausbausteigerung von etwa einem Prozent pro Jahr würde sich das allerdings nicht ausgehen. Man muss die EU-Ziele daher im gesamteuropäischen Kontext sehen, weshalb auch Österreich gefordert ist - unter anderem deshalb, weil unser hoher Anteil an Erneuerbaren zu einem großen Teil auf Wasserkraftwerken aus den 70ern basiert und seit längerem stagniert.

"Alle Förderungen abschaffen"

Die heimische Energiewirtschaft sei sich daher bewusst, so Anzengruber, dass Österreich gegenüber der ausländischen Konkurrenz an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen muss. Etwa, indem Steuern gesenkt werden und es künftig weniger Output-Förderungen gibt, sondern mehr in Forschung und Entwicklung gesteckt wird. Aktuell sind rund 40 Prozent des Strompreises Steuern und Abgaben.

Die Interessengemeinschaft IG-Windkraft hat allerdings Bedenken. Man müsse sämtliche Förderungen im fossilen Bereich und für die Atomenergie abschaffen - dann bräuchten die Erneuerbaren auch keine mehr und wären konkurrenzfähig, heißt es. Das Wirtschaftsministerium, das federführend an einer Strategie für Österreich mitarbeitet, will die Vorschläge von Oesterreichs Energie aufgrund der laufenden Vorarbeiten nicht kommentieren.