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Hillary Clinton sei nahe darangewesen, Purzelbäume zu schlagen, als sie von der Niederlage des republikanischen Senators von New York, Alfonse D'Amato erfuhr, eines besonders prononcierten
Clinton-Gegners, der eine Untersuchung gegen den Präsidenten wegen angeblicher unlauterer Methoden beim Spendensammeln geführt hatte. Auch jene republikanischen Kandidaten, die in den letzten
Wahlkampftagen mit schmutzigen Kampagnen auf den Lewinsky-Effekt gesetzt hatten, wurden von den Wählern nicht belohnt.
Das Gespenst eines Impeachmentverfahrens gegen den Präsidenten scheint sich angesichts der für die Demokraten überaus günstigen Wahlresultate zu verflüchtigen. Obwohl Bill Clinton bei diesen Wahlen
nicht zur Debatte stand, wollten manche Republikaner sie doch zu einem Referendum über das Verhalten des Präsidenten in der Affäre Lewinsky hochstilisieren, nur die Mehrheit der Wähler wandte sich
angewidert ab.
Schon die letzten Umfragen vor den Wahlen zeigten deutlich diesen Trend, hatten doch die Republikaner in moralischen Fragen die höheren Werte, bei allen wichtigen Zukunftsfragen jedoch die
Demokraten.
Das positive Ergebnis für die Demokraten ist aber auch aus einem anderen Grund bemerkenswert, verlor doch die Partei des Präsidenten bei Zwischenwahlen traditionell an die Opposition. Daß dieser
Trend heuer trotz der enormen Schwierigkeiten Clintons in den letzten Monaten ausblieb, ja sogar ein gegenteiliger Effekt eintrat, darf als Denkzettel für jene gelten, die im Wahlkampf eine reine
Schlammschlacht geliefert hatten.
Das wird auch durch die Erfolge gemäßigter republikanischer Kandidaten bei den Kongreß- und Gouverneurswahlen unterstrichen. Deutlichstes Beispiel dafür sind die Siege der beiden Söhne des Clinton-
Vorgängers George Bush, George und Jeb, bei den Gouverneurswahlen in Texas und Florida. Und wer George Bush jr. in der Wahlnacht gesehen hat, weiß, daß hier dem demokratischen
Präsidentschaftskandidaten in zwei Jahren ein nicht zu unterschätzender Gegner gegenüberstehen wird.