Unterstützung vom Staat: Erster Fördercall der Klima- und Transformationsoffensive startet.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 1 Jahr in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Industrie hat seit jeher kein sauberes Image. Rauchende Fabriksschlote, durch Abwässer verschmutzte Flüsse, verseuchte Böden, durch Lärm und Staub krank gewordene Arbeiter: Bilder wie diese prägten die industrielle Revolution. Im 20. Jahrhundert entdeckte die Industrie den Umweltschutz - sei es durch freiwillige Selbstverpflichtungen oder gesetzliche Auflagen. Emissionen wurden gesenkt, Kläranlagen errichtet. Der klimafreundliche Umbau ist aber noch lange nicht abgeschlossen.
Der größte CO2-Emittent Österreichs ist die Voestalpine, gefolgt von der OMV und der Wien Energie. Allein am Voest-Stammsitz in Linz stieß der Stahlkonzern im Jahr 2021 mit 9,4 Millionen Tonnen mehr Treibhausgase aus als 900.000 Österreicherinnen und Österreicher zusammen.
Grüner Stahl aus Linzmit Elektro-Öfen
Bei der Voestalpine ist man sich dessen bewusst. Mit Elektro-Öfen will das Unternehmen den CO2-Ausstoß ab 2027 um bis zu 30 Prozent verringern. Im März gab der Aufsichtsrat grünes Licht für ein 1,5 Milliarden Euro schweres Investitionspaket, mit dem die Stahlproduktion klimafreundlicher werden soll. Im ersten Schritt sollen zwei der fünf Hochöfen ab 2027 durch Elektrolichtbogenöfen ersetzt werden. Bis 2030 sollen weitere zwei Hochöfen ersetzt werden, der letzte Hochofen soll bis 2050 abgelöst sein.
Die österreichische Bundesregierung stellt bis 2030 gesetzlich abgesichert rund 3 Milliarden Euro zur Verfügung, um Industriekonzerne wie die Voestalpine bei der Verkleinerung ihres CO2-Fußabdrucks zu unterstützen. Ab heute, Freitag, bis Mitte September werden die ersten 175 Millionen Euro an Förderungen vergeben, wie das Klimaministerium am Donnerstag bekanntgab. "Vor uns steht eine neue industrielle Revolution. Wir tauschen überall in unseren Fabriken den dreckigen Brennstoff aus und erzeugen die Produkte in Zukunft grün und klimafreundlich", betonte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler in einer Aussendung. Der Umbau der Industrie sei eine Herausforderung und erfordere große Investitionen. "Aus diesem Grund wollen wir mit der Klima- und Transformationsoffensive Industrie für die notwendige Planungssicherheit sorgen und langfristig fördern. Der erste Call startet am Freitag - das sind gute Nachrichten für den Klimaschutz", so Gewessler.
Der Erhalt der Förderung ist an eine Reihe strenger Kriterien gekoppelt, die eine signifikante Verringerung des CO2-Ausstoßes in der Produktion des Unternehmens voraussetzen. "Diese CO2-Einsparung muss dann auch über zehn Jahre nachgewiesen werden, um den Förderanspruch nicht zu verlieren. Es gilt also das Prinzip: Ohne langfristige Einsparung keine Förderung", so Jakob Schwarz, Sprecher für Industrie, Budget und Steuern im grünen Klub im Parlament. Laut Industriellenvereinigung (IV) sind sowohl das Volumen als auch die langfristige Planungssicherheit bis 2030 und darüber hinaus gute Grundlagen für eine wirkungsvolle neue Förderschiene. "Gerade jene Unternehmen, die bereits heute enorme Anstrengungen unternehmen, um künftig noch klimaverträglicher zu produzieren, und die gleichzeitig in einem zu ihren Lasten verzerrten internationalen Wettbewerb stehen, werden mit diesem Instrument unterstützt", sagt IV-Präsident Georg Knill.
Engere Abstimmungin Sachen Energiezukunft
Unterdessen wünscht sich die Wirtschaftskammer von der Bundes- und Landespolitik eine engere Abstimmung in Sachen Energiezukunft. Die Unternehmen bräuchten Planungssicherheit und die Gewährleistung einer unterbrechungsfreien Energieversorgung, betonte Siegfried Nagl, Energie-Sonderbeauftragter des WKO-Präsidiums. Der ehemalige Bürgermeister von Graz will einen Masterplan zur Zukunft der heimischen Energieversorgung erstellen und dazu mit allen Stakeholdern sprechen.(ede)