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Für Autoren aller Art, insbesondere auch für Journalisten, ist sie eine Katastrophe: die Schreibblockade. Man sitzt vor einem leeren Blatt oder einem leeren Textrahmen auf dem Bildschirm wie das Kaninchen vor der Schlange. Kein Einfall kommt, zumindest scheint keiner wert zu sein, schriftlich festgehalten zu werden.
Die Universität Graz bietet ihren Studierenden, die mit Seminararbeiten oder Dissertationen nicht vorankommen, Hilfe an - durch die "Lange Nacht der aufgeschobenen Seminararbeiten". Diese findet am 8. Mai ab 18 Uhr in der Aula zum zweiten Mal statt - zum erfolgreichen Erstversuch im Juni 2013 kamen mehr als 100 Teilnehmer. Das Schreibzentrum der Uni will beraten, motivieren und "Hilfe zur Selbsthilfe" leisten (http://schreibzentrum.uni-graz.at).
Chronische Aufschieberitis ist aber bekanntlich weit über Studierende hinaus verbreitet. Sie liegt vielen schon in den Genen, wie Forscher um Daniel Gustavson an der University of Colorado durch Studien an Zwillingen entdeckt und heuer in "Psychological Science" publiziert haben. Aber darf das allen Saumseligen als Ausrede dienen?
Es wäre sicher eine eigene Forschungsarbeit wert, zu ergründen, ob sich dort, wo Maßnahmen häufig aufgeschoben, verschleppt, vertagt werden, besonders gerne entsprechend genetisch disponierte Personen tummeln oder ob die Ursache auch in der Natur der Sache, zum Beispiel der Finanz- oder Bildungspolitik, liegen kann. Eine "Lange Nacht der auf die lange Bank geschobenen Budgetsanierung und der ständig verschobenen Bildungsvorhaben" könnte zumindest nicht schaden.