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"Aufholarbeit von vielen Jahren wäre absolut zerstört"

Von Heiner Boberski

Wissen

Wissenschaftsfonds FWF genießt hohes Ansehen, leidet aber unter Geldmangel.


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Wien. "Wenn unser Budget wirklich halbiert wird, müssten wir schon 2014 unser Programm drastisch reduzieren. Aufgrund der langfristigen Perspektive etlicher Projekte wäre der Fonds nicht mehr betriebsfähig." Pascale Ehrenfreund, Präsidentin des Wissenschaftsfonds FWF, warnte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien eindringlich davor, die Mittel für den FWF zu kürzen: "Die Aufholarbeit von vielen Jahren wäre absolut zerstört."

Seit Jahren klafft für die Agentur die Schere zwischen der steigenden Zahl der Anträge auf Projektförderung und den schrumpfenden Geldern, um diese Anträge zu finanzieren, auseinander. Immer mehr als sehr förderungswürdig bewertete Projekte müssen abgelehnt werden. Selbst wenn der von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner angemeldete zusätzliche Finanzbedarf von 1,6 Milliarden Euro für den Hochschul- und Forschungsbereich bis 2018 - und damit das für den FWF geplante Plus von 243 Millionen Euro - erfüllt würde, werde die Bewilligungsquote sinken, sagte Ehrenfreund. Denn nur etwa die Hälfte der FWF-Fördermittel für die Grundlagenforschung (2013: 101,9 Millionen von insgesamt rund 200 Millionen Euro) sei im Budgetvoranschlag fixiert. Den Rest hat das frühere Wissenschaftsministerium aus Reserven, die jetzt zur Neige gehen, zusammengekratzt. Darum besteht die Gefahr, dass das FWF-Budget halbiert wird.

Durch die von Mitterlehner für 2016 bis 2018 geforderten 243 Millionen Euro würde sich zwar das FWF-Budget langfristig auf rund 180 Millionen pro Jahr stabilisieren, dennoch würden "starke Einsparungsmaßnahmen", so Ehrenfreund, nötig sein. Das würde sich auf die Bewilligungsquote sowie auf Exzellenzprogramme wie die Doktoratskollegs oder Spezialforschungsbereiche, die nur noch alle zwei Jahre ausgeschrieben werden könnten, auswirken.

Der FWF wolle hier gegensteuern, ehe die Entscheidung gefallen sei, sagte Ehrenfreund und verwies auf die Online-Petition "Österreich braucht Wissenschaft", die bis Mittwochnachmittag bereits über 22.000 Personen unterzeichnet hatten.

Dass der FWF gegenüber der Politik als eine Art "Sprachrohr" der Scientific Community auftreten soll, geht aus einer groß angelegten Wissenschafterbefragung hervor. Diese 2012 vom FWF in Auftrag gegebene und 2013 durchgeführte Studie wurde in der Pressekonferenz von Stefan Hornbostel, dem Leiter des Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ, Berlin), präsentiert. Sie hat deutlich ergeben, dass der FWF trotz sich verschlechternder Rahmenbedingungen unter der breiten Mehrheit der Wissenschafter als sehr professionell und effizient arbeitende Einrichtung hohes Ansehen genießt. Dafür, stellte Ehrenfreund, die erst seit dem Vorjahr im Amt ist, klar, gebührten die Lorbeeren ihren Vorgängern.

Die Hauptkritik der Wissenschafter geht dahin, dass sie oft die Gründe der Ablehnung eines Antrags an den FWF nicht nachvollziehen können. Die FWF-Präsidentin sieht daher Handlungsbedarf vor allem beim Punkt Transparenz, es sei "wichtig, dass Forscher nicht demotiviert werden". Sie will sich die Studie genau anschauen und "den Wissenschaftsfonds so weiterentwickeln, dass das hohe Ansehen, das der FWF in der Scientific Community genießt, erhalten bleibt."