Vor 100 Jahren war die Frau vom Sport noch abgemeldet. Heute hat sich das geändert, volle Gleichberechtigung gibt es aber noch nicht.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der Sport war immer schon eine Domäne der Männer. Das war bereits bei den alten Griechen so, wobei die körperliche Ertüchtigung zwei Zielen folgte: dem Gefallen vor den Göttern und der Vorbereitung auf den Krieg. Frauen suchte man in den Reihen der Athleten vergeblich. Und das mehr als 2000 Jahre lang. Selbst im 19. Jahrhundert, als das Sporttreiben mit dem Aufkommen der Turnerbewegung einen neuen Stellenwert erhielt, blieb dem weiblichen Geschlecht der Zugang zum sportlichen Wettkampf weiter verwehrt. Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, die 1896 in Athen eröffnet wurden, waren da keine Ausnahme. Der Frauenanteil unter den Olympiastartern betrug damals - eigentlich wenig überraschend - null Prozent. Nicht viel mehr waren es übrigens auch bei den ersten Winterspielen 1924 in Chamonix - mit einem Anteil von fünf Prozent. Die Männer wollten es so. Frauen sollten höchstens "die Athleten von den Zuschauerrängen aus bewundern und die Sieger bekränzen", forderte einst IOC-Gründer Pierre de Coubertin. "Der Kampf gebührt dem Mann, der Natur des Weibes ist es wesensfremd", behauptete auch der Sportfunktionär Karl Ritter von Halt noch 30 Jahre später.
Heute hingegen sind die Frauen aus der Welt des Sports nicht mehr wegzudenken. Die Leistungen, die sie bei Olympia, Weltmeisterschafen und im Ski-Weltcup erbringen, sind bemerkenswert und werden auch von Männern - wie zum Beispiel bei der laufenden alpinen Ski-WM in Vail - frenetisch bejubelt. Schön sichtbar wird die Metamorphose, die der Frauen-Skirennsport seit den Tagen von Annemarie Moser-Pröll durchgemacht hat, derzeit am Beispiel von Anna Fenninger und Lindsey Vonn. Ihre Erfolge, ihr Starstatus und ihr Glamour haben sie in sonnigste Höhen aufsteigen lassen. Nicht nur verdienen beide dank professioneller Vermarktung viel Geld, sondern auch ihr Wort hat auf einmal viel mehr Gewicht - was beide (bewusst oder unbewusst) nun dafür nutzen könnten, um das eine oder andere für sich selbst und die Sache der Frauen noch herauszuschlagen.
Aber was? Haben die Damen im Sport nicht schon alle männlich besetzten Bastionen erobert? Mit Ausnahme der Funktionärsriegen in Verbänden und Management fällt einem auf den ersten Blick nur Vonns Forderung ein, als Frau auch bei Herrenrennen mitfahren zu dürfen. Auch wenn sie mit diesem Ansinnen bisher gescheitert ist, ist es zumindest nicht ausgeschlossen, dass es nicht eines Tages dazu kommt. Immerhin hat ja mit Susie Wolf zuletzt auch in der Formel 1 eine Frau - wenn auch nur im Training - ihre Runden gedreht.
Eine andere Baustelle ist freilich die gleiche Entlohnung für Mann und Frau. Handlungsbedarf herrscht etwa noch im Ski-Weltcup. Obwohl die Damen 2013 mit 37 Rennen zwei mehr als die Herren bestritten, wurden an sie von den insgesamt 6,5 Millionen Euro nur rund 3,2 Millionen ausgeschüttet. Der Rest ging, bei weniger Arbeit, an die Männer. Aber nicht nur da. Auch Fenningers Hauptsponsor Raiffeisen soll dem Vernehmen nach an die Athletin um ein Drittel weniger Werbegage zahlen als an Marcel Hirscher, der ebenfalls bei der Bank unter Vertrag steht. Das kann man nun fair finden oder nicht.