Das Thema Impfen dürfte in Österreichs Köpfen kaum präsent sein, wie eine im Juni durchgeführte Umfrage bei 500 Personen im Auftrag des Österreichischen Grünen Kreuzes für Gesundheit (ÖGK) zeigt. Um diese Wissenslücke zu schließen, hat das ÖGK in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin am Mittwoch die Aufklärungsoffensive "Impfen? Aber sicher!" vorgestellt. Ein Online-Check soll helfen, den eigenen Impfstatus zu überprüfen und erforderliche Immunisierungen nachzuholen.
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"Was ich nicht kenne, brauche ich nicht!" So ähnlich könnte man das Impfverhalten in Österreich beschreiben. Denn nur bekannte Immunisierungen wie jene gegen FSME, Tetanus oder Masern werden als unbedingt notwendig betrachtet. Je weniger vertraut eine Impfung ist, desto weniger Sicherheitszuspruch erhält sie. So fiel nur einem Prozent der Befragten die Schutzimpfung gegen Gürtelrose ein, lediglich elf Prozent hielt diese auch für sinnvoll. Ähnlich verhielt es sich bei den Rotaviren: Bloß zwei Prozent nannten spontan diese Impfung gegen Durchfall bei Kleinkindern, aber nur zehn Prozent würden ihren Nachwuchs auch stechen lassen.
Auch auf Auffrischungsimpfungen haben 47 Prozent der Befragten schon einmal vergessen. Jene gegen Kinderlähmung wird von etwa drei Viertel der Österreicher vernachlässigt. "Kombinationsimpfungen sollen diesem Verhalten entgegenwirken", sagte Ingomar Mutz, Präsident des ÖGK. Die Entscheidung, eine Impfung in Anspruch zu nehmen, würden zwar viele selbst treffen, doch die Umfrage zeigt, dass auch Ärzte und die Berichterstattung in den Medien darauf Einfluss nehmen.
Prominentes Beispiel in diesem Kontext sei hier die HPV-Impfung, so Michael Kunze, Vorstand des Institutes für Sozialmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Seit den Negativ-Meldungen nach dem Tod einer jungen Oberösterreicherin im Oktober des Vorjahres gaben 68 Prozent der Befragten an, kein sicheres Gefühl in Bezug auf die Impfung zu haben. Mehr als ein Drittel meinte sogar, dass das Risiko eines Schadens den Nutzen überwiegen würde.
"Bei jeder Impfung gibt es einzelne Impfversagen", so Mutz. Die Sterblichkeit an Masern etwa liege auch in den besten Gesundheitssystemen bei einem Promille. Ähnlich der HPV-Impfung hat auch die Masern-Epidemie in Salzburg in den Köpfen der Österreichern zu einer massiven Verunsicherung geführt. Die derzeitige Durchimpfungsrate liegt bei 90 Prozent, allerdings würde erst ein Plus von fünf Prozent eine Ausrottung der Krankheit gewährleisten, so Werner Zenz vom Impfausschuss des Obersten Sanitätsrates. Allerdings müsse dafür auch die Vorstellung beseitigt werden, Masern wären lediglich eine harmlose Kinderkrankheit, wie 17 Prozent der Testpersonen angaben. Auch andere Erkrankungen wie Kinderlähmung, Hepatitis B oder Keuchhusten könnten in Österreich ausgerottet werden, wenn sich genügend Menschen für eine Immunisierung entscheiden würden. (APA)
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