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Die Meeresschildkröten sind auf jeden Fall wieder dabei: Verteidiger der gefährdeten Tierart nähten in den vergangenen Wochen an die hundert Kostüme für ihren zweiten großen Auftritt seit den | Protesten gegen die Welthandelskonferenz (WTO) in Seattle im vergangenen November. Diesmal geht es gegen den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank, die ab Sonntag in Washington ihre | Frühjahrstagungen abhalten.
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Tausende Polizisten und Demonstranten proben getrennt voneinander für den bevorstehenden Showdown. Beide Seiten scheuen den Vergleich mit der "Schlacht von Seattle". Die dortigen
Massenproteste gingen als Triumph für die Globalisierungsgegner und als Niederlage für die örtliche Polizei in die Demonstrationsgeschichte ein.
In Washington wollen die Aktivisten mit Kundgebungen, Blockaden und Straßentheater ihren Widerstand gegen die so genannte Globalisierung vorbringen, die ihrer Ansicht nach nicht den Menschen
oder der Umwelt, sondern nur dem Geld dient. An mangelnder Professionalität der Organisatoren dürfte es nicht liegen, wenn nur wenige tausend Demonstranten nach Washington kommen und nicht
Zigtausende wie in Seattle. Die Webseite der "Mobilization for Global Justice" (www.a16.org) geht so weit, die Möglichkeit für Geldspenden per Internet und Kreditkarte zu bieten. Ziel der Kampagne
ist es, die Routinetreffen der beiden internationalen Finanzinstitutionen am Sonntag und Montag lahm zu legen. Zudem findet am Sonntag eine angemeldete Demonstration in der Nähe des Weißen
Hauses statt, die nach anfänglichem Zögern auch vom Gewerkschaftsverband AFL-CIO unterstützt wird.
In Washington haben es die Aktivisten mit Sicherheitskräften zu tun, für die Demonstrationen zur Routine gehören. Jedes Frühjahr versammeln sich hunderttausende Menschen mit unterschiedlichsten
Anliegen auf der Mall, der riesigen Grünanlage zwischen dem Kapitol und dem Potomac-Fluss. Notfalls wird der Verkehr "entzerrt", indem alle Bundesbediensteten einen Extra-Feiertag bekommen. Auch
diesmal will die Polizei nichts dem Zufall überlassen. Seit Dezember bereitet sie sich auf die IWF-Tagung vor, gegen die im vergangenen Jahr nur ein paar Dutzend Menschen protestierten.