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Wiedersehen mit "Monaco Franze", Helmut Dietls TV-Klassiker aus den frühen Achtzigern, den das Bayerische Fernsehen anlässlich des 75. Geburtstages des 1997 verstorbenen Hauptdarstellers Helmut Fischer wiederholt (jeweils dienstags, 21.45 Uhr). Die ersten beiden Folgen, die am Sonntag zusammen mit einer Doku über Fischer, den "ewigen Stenz" (so der Untertitel der Serie), liefen, machten nicht ausreichend klar, warum die Geschichte des Münchner Vorstadtfilous zu solch einem Erfolg werden konnte. Ein Hauch biederes Boulevardtheater mit dem Charme von Stegreifkomödien, in der angedeuteten polygamen Schlüpfrigkeit näher an den Fünfzigern als den Achtzigern. Allenfalls die - ebenfalls mit der Deftigkeit eines Bauernschwanks ausgestattete - Sozialkritik, die Saga des gerissenen Aufsteigers, der sich den bürgerlichen Anforderungen (der reichen Künstlergattin, des ennervierend oft so genannten "Spotzls" - Ruth Maria Kubitschek) bemüht entzieht, ist spürbar dem damaligen Zeitgeist verpflichtet.
Das fällt beim Wiedersehen erfolgreicher Serien dieser Jahre besonders auf (von "Columbo" bis "Mundl"): diese Sympathie für die verschlagenen "Kleinen", die's den "Großen" zeigen (wollen). Es ist eine ironisiert-verspielte Form von Klassenkampf. Ein Aufmucken, in dem das Wegducken schon enthalten ist (bei "Monaco Franze" ganz exemplarisch). Mittlerweile ist diese Form des Oben/Unten dramaturgisch weitgehend verdampft und eingeebnet. Der Spaß der Spaßgesellschaft entspringt nicht mehr sozialen Unterschieden - er produziert sie oft erst.