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Aufnahmeverfahren für Lehrer

Von Brigitte Pechar

Politik

Experten sollen Gesetzesentwurf vorbereiten. | Ab 2013 erste Pädagogenstudien in neuer Form. | Schnider: Umsetzung an realen Verhältnissen orientieren. | Wien. Der Erfolg der Bildung hängt von hochmotivierten und bestens ausgebildeten Lehrern ab. Davon sind Unterrichtsministerin Claudia Schmied und Wissenschaftsministerin Beatrix Karl überzeugt. Sie forcieren nun gemeinsam die neue Lehrerausbildung. 2013 soll es bereits die ersten Studierenden nach dem neuen Konzept geben.


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Eine "Vorbereitungsgruppe" unter Vorsitz des Religionspädagogen und früheren steirischen ÖVP-Bundesrates Andreas Schnider soll Grundzüge eines Gesetzesentwurfs zur neuen Lehrerausbildung erarbeiten. Im Herbst wird eine größere Expertengruppe dann den Gesetzestext entwickeln.

Am Freitag gab es die erste "Stakeholderkonferenz" in Linz, weitere werden in Innsbruck, Wien und Graz folgen. Dabei treffen sich Vertreter von Pädagogischen Hochschulen (PH), Universitäten, Akademien, Kindergartenpädagogik, Schulpartner, Interessenvertreter, Bildungsexperten. Diskutiert wird der bereits seit Jahreswechsel vorliegende Expertenbericht zur Neugestaltung der Lehrerausbildung, der unter Vorsitz von Peter Härtel ausgearbeitet wurde.

Die neue Lehrerausbildung sieht Folgendes vor:

* Aufnahmeverfahren für angehende Lehrer.

* Alle Pädagogen schließen - vom Kindergartenpädagogen bis AHS-Lehrer - mit einem Bachelor ab.

* Junglehrer sammeln nach dem Bachelor in einem zweijährigen Turnus (Induktionsphase) Berufserfahrung. Daneben kann ein Master-Studium absolviert werden, dann dauert der Turnus vier Jahre.

* Der Master ist nicht für jede Lehrtätigkeit notwendig. Er könnte etwa bei der Notengebung an Schnittstellen wie dem Übergang von einer Schulform zu anderen sowie für die Maturaprüfung notwendig sein.

* Unis und PH sollen gemeinsam Ausbildungsprogramme entwickeln.

"Ein großer Wurf"

"Die neue Lehrerausbildung ist tatsächlich ein großer Wurf. Der größte, den man in den vergangenen Jahrzehnten gesehen hat", sagte Bildungsexpertin Christa Koenne zur "Wiener Zeitung". Das sei zum ersten Mal ein Versuch, auf gesellschaftliche Veränderungen eine Antwort zu finden. Spannend werde sein, "wie der Expertenentwurf nun mit Inhalten gefüllt wird".

Schnider obliegt es, dazu einen Umsetzungsplan zu erstellen. "Die Zeit ist da, endlich zu handeln", so der ÖVP-Experte. "Es geht jetzt darum Schritte zu entwickeln, die handlungsadäquat und realpolitisch umsetzbar sind." Es sei sinnlos, ausufernde Konzepte zu entwickeln, die an der Realität scheitern. Die Vorbereitungsgruppe werde sich daher genau ansehen, was realistischerweise in Österreich umsetzbar ist. In der Vorbereitungsgruppe sind neben Schnider: Roland Fischer (Uni Klagenfurt), Stefan Hopmann (Uni Wien), Erwin Niederwieser (Ex-SPÖ-Bildungssprecher), Enja Riegel (deutsche Schulreformerin) und Cornelia Wustmann (Uni Graz).

Ausbildungscluster

Als beste Voraussetzung für ein Gelingen betrachtet Schnider "das gute Miteinander der Ministerinnen". Denn schließlich wird es nicht einfach werden, die Lehrerausbildung von PH und Universitäten in Cluster zusammenzufassen. Aber genau das ist das Ziel. Institutionen, die künftig eine pädagogische Ausbildung anbieten wollen, müssen dies gemeinsam tun. Vorstellbar wäre auch eine Beteiligung der Fachhochschulen, sagte Schnider.

Zwei Lehrertypen

Bedenken kamen von der Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen und vom grünen Bildungssprecher Harald Walser. Sie befürchten zwei Lehrertypen: Assistenz- und Volllehrkräften. Basis für diese Befürchtung ist die Ausbildung mit Bachelor- und Masterabschluss. Er verstehe diese Bedenken, sagte Schnider. Es sei daher besonders wichtig, dass sich die Hochschulinstitute auf Augenhöhe begegneten.

Koenne rät zu Qualitätsstandards für die künftigen Lehrerausbildungsinstitute. Man müsse verhindern, dass das bisher Angebotene fortgeschrieben werde. Sie rät, ähnlich wie für die Fachhochschulen einen Hochschulrat einzurichten, der die Angebote evaluiert.

Zum Thema

"Artikel: Lehrerausbildung (PDF)";http://www.wienerzeitung.at/Bilder/pdf/WZ100504_065_4c.pdf