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Ausgesprochen witzig sei die "Missverständnisse"-Ausstellung im Wiener Jüdischen Museum, meinte eine gewiss nicht antisemitisch eingestellte Freundin. In der Kritik der "Wiener Zeitung" wurde indessen Unbehagen artikuliert: Es sei eine Schau, "die schnell selbst Missverständnisse verursachen kann", sie sei "gut, aber teilweise eben auch gefährlich".
Gefährlich, weil sie versucht, romantisierende Vorstellungen mit einem Wasser zu reinigen, das antisemitische Mühlen treiben kann. Eines der aufgeklärten Missverständnisse: Israelische Soldaten seien besonders tapfer. Der Philosemit wird das "besonders" für das Missverständnis halten, ohne das "tapfer" anzuzweifeln. Dem Antisemiten ist das "besonders" egal, er findet sein Vorurteil einer nur durch überlegene Technik wettgemachten Feigheit dieser Armee bestätigt. Das ist nur eines von vielen Beispielen für die Gratwanderungen dieser Ausstellung.
Der renommierte Journalist Ben Segenreich demontiert denn auch in einem Gastkommentar in der "Presse" die Schau, worauf ORF-Ostexperte Paul Lendvai mit einem Leserbrief reagiert, er würde die Ausstellung "sofort zusperren".
Dass Barbara Staudinger ihre Direktionszeit mit einem dermaßen missverständlichen Humor beginnt, befremdet tatsächlich. Natürlich will sie nicht Antisemiten das Wort reden. Wenn sie aber verhindern will, dass sich auch solche Subjekte in der Ausstellung pudelwohl fühlen, müssen einige der Erklärungstexte schleunigst überarbeitet werden.
Das wäre das Wenigste.