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Niemand kann den Fahrern einen Vorwurf machen, dass sie ihre Verträge erfüllen. Wenn die Formel 1, die Sponsoren und Teams sagen, es wird in Bahrain gefahren, dann wird dort gefahren. Dass einige angesichts der Menschenrechtsverletzungen durch das Regime, gegen die auf den Straßen nun schon seit zwei Jahren regelmäßig protestiert wird, zu einem Boykott des vierten WM-Laufs am Sonntag (Start 14 Uhr MESZ) aufrufen, ist ein zweischneidiges Schwert. Was würde es bringen? Die Formel 1 würde weiterziehen, die Proteste anhalten, aber eher unbemerkt von der Weltöffentlichkeit. Schließlich dient der Grand Prix zwar einerseits den Herrschenden zur - völlig zu Recht - umstrittenen Machtdemonstration, aber eben auch der Opposition, um, im Rampenlicht des internationalen Sports, auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Nur den Verantwortlichen sollte das halt auch einmal jemand sagen. Denn die ignorieren beharrlich alles, um rundherum vorgeht. Stattdessen wird über Reifenabrieb gestritten, über ein Twitter-Foto von Mark Webber und Fernando Alonso diskutiert, von Sebastian Vettel behauptet, alle seien ja nur des Sports wegen da, und von Bernie Ecclestone, er könne ja nicht wissen, wie es hier zugehe. Und überhaupt: Jeder, der über Menschenrechte reden wolle, "solle vielleicht nach Syrien gehen", meinte er noch. Solche Aussagen sind nicht nur ignorant, sondern fast schon aufreizend zynisch. Zumindest ein Wort über die Menschenrechtsverletzungen zu verlieren, kann man von den Beteiligten durchaus erwarten. Schließlich wollen sie nicht als Marionetten im PS-Zirkus wahrgenommen werden, sondern als mündige Erwachsene. Wieder einmal haben die Formel 1 und ihre Protagonisten diese Chance vertan.