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"Redakteure werden gefeuert, weil sie kontroversielle Artikel geschrieben haben, Bücher werden zurückgezogen, weil sie angeblich nicht authentisch genug sind, Journalisten werden davon abgehalten, über bestimmte Themen zu schreiben, Professoren wird nachgestellt, weil sie bestimmte Literatur in der Vorlesung zitieren."
Ja, wo geht es denn so zu, mag man sich fragen. Ungarn? Türkei? Andere übliche Verdächtige? Nein, diesen Zustand beschreibt ein Offener Brief, der in den USA veröffentlicht und von 150 Intellektuellen unterzeichnet wurde. Margaret Atwood, Noam Chomsky, Jeffrey Eugenides, Salman Rushdie, Gloria Steinem, Jazzmusiker Wynton Marsalis, auch Daniel Kehlmann machen damit auf ein "intolerantes Klima" in der öffentlichen Debatte aufmerksam, das ihnen Sorge bereitet. Zunehmend sei auch in liberalen Kreisen eine Zensur an der Tagesordnung, die den Diskurs auf gefährliche Weise zerstöre. Sie wünschen sich wieder mehr Argumentation, wenn man mit Meinungen nicht einverstanden ist, und nicht reines An-den-Pranger-Stellen.
Interessant waren die Reaktionen. Argumente enthielten nicht viele davon. Aber Gehässigkeiten gegen J.K.Rowling, die auch zu den Unterzeichnern gehört. Sie hatte kürzlich mit weniger konformen Aussagen zu Transgender manche verärgert. Ihren ausführlichen Erklärungsversuch, der sehr persönlich ausfiel, nahmen ihre Kritiker nicht einmal zur Kenntnis. Offenbar gibt es den Bedarf an einem solchen Offenen Brief.