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Aufschwung auf wackeligen Beinen

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Die in letzter Zeit von Wirtschaftsforschern gesichteten Anzeichen für eine Aufhellung der Industriekonjunktur seien noch keine tragfähige Unterlage für einen Aufschwung, betonte Werner Clement, Vorstand des Industriewissenschaftlichen Instituts (iwi), gestern, Montag, in einer Pressekonferenz.


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"Es schaut so aus, als ob einige Indikatoren nach oben zeigen, aber es bleiben Risiken", dämpft Clement allzu großen Optimismus. So zeige etwa der wichtige Indikator "Bruttoanlageinvestitionen EU-15" noch nicht nach oben. Die derzeitige internationale Konjunkturpolitik bezeichnete Clement als "völlig desorientiert", er vermisst Systematik und Effizienz. Während Japan schon seit Jahren trotz extrem expansiver Fiskalpolitik noch immer mit Deflation und Baisse kämpfe, setzten die USA auf ein eher keynesianisches Stimulierungspaket, und das größte Problem Deutschlands sei das unerwartet hohe Haushaltsdefizit.

"Es existiert noch keine neue Konjunkturtheorie", unterstrich Clement. Die Statistik verwende als Hintergrund für ihr Datenmaterial immer noch die produktionsorientierte Wirtschaft. Dabei gebe es zahlreiche "immaterielle Investitionen" wie Software, Bildung und Forschung, die bei der Berechnung von Konjunkturindikatoren berücksichtigt werden sollten.

Nach Ansicht des neuen Geschäftsführers der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Wolfgang Damianisch, erweist sich die österreichische Industriekonjunktur trotz der "Kassandrarufe" einer drohenden Rezession als intakt - und das, obwohl die Zahl der Fachverbände, die in der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung (IV) eine rückläufige Produktion meldeten, auf 12 gestiegen ist. Von den 17 Fachverbänden meldet nur mehr einer - die Nahrungs- und Genussmittelindustrie - eine steigende Produktion.

Die Auftragseingänge sind noch immer bei 12 Fachverbänden rückläufig. Die Situation hat sich aber insofern gebessert, als zwei Fachverbände - Textilindustrie und ledererzeugende Industrie - wieder über Steigerungen berichteten. Für die Bauindustrie erwartet das iwi für heuer eine Produktionseinbuße von real minus 4%. Die Zahl der Arbeitslosen im Hoch- und Tiefbau sei im 4. Quartal 2001 um 36,1% auf durchschnittlich 23.220 gestiegen, die Zahl der Beschäftigten habe sich auf 97.113 Personen (Beginn 4. Quartal, minus 7%) reduziert.