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Wien. Die Euphorie über die gute Wirtschaftslage ist derzeit groß. Einige Konjunkturindikatoren liegen aber bereits nahe jener früheren Höchstwerte, in deren Folge sich das Wachstum üblicherweise abschwächte. Auch die Hinweise, dass die Konjunktur in den USA bereits ihren Höhepunkt überschritten hat, mehren sich. Dennoch stehen die Zeichen gut, dass einer weiteren Beschleunigung der Wirtschaft in Österreich wenig im Weg steht.
Derzeit liegen im Euro-Raum wirtschaftspolitische Bedingungen vor, die für einen längeren Aufschwung als üblich sprechen: Die Geldpolitik setzte bislang noch keine restriktiven Schritte. Üblicherweise tat sie dies bereits in sehr frühen Phasen des Aufschwunges und verfolgte diese Schritte teilweise sogar bis weit in die Rezessionsphase hinein. Trotz der zurzeit starken Konjunkturdynamik lässt die Europäische Zentralbank derzeit noch keinerlei Anzeichen einer geldpolitischen Kehrtwende erkennen.
Auch seitens der Fiskalpolitik sind keine Anzeichen einer bremsenden Wirkung erkennbar. Der Primärsaldo der öffentlichen Haushalte des Euro-Raumes weist seit 2013 tendenziell zwar leichte Überschüsse auf, steht damit aber lediglich im Einklang mit der Entwicklung des BIP. Für Österreich sieht der stellvertretende WIFO-Leiter und Konjunkturexperte Marcus Scheiblecker derzeit ebenfalls keine dämpfenden Schritte der Fiskalpolitik: Da der Primärsaldo (Haushaltssaldo ohne Berücksichtigung der Zinsausgaben für Staatsschulden) bislang noch nicht auf das steigende Wirtschaftswachstum reagierte, könne sogar von einer leicht expansiven Wirkung der Fiskalpolitik ausgegangen werden.
Während sich im Euro-Raum noch kein Ende der Aufschwungphase abzeichnet, scheint in den USA der Höhepunkt bereits erreicht zu sein. Zwar sieht sich die Notenbank der USA aufgrund der Inflationsrate noch nicht veranlasst, ihre Geldpolitik weiter zu straffen. Jedoch sank die Arbeitslosigkeit jüngst unter den Tiefstwert in der Boomphase 2007. Hatte in der letzten Aufschwungphase die zunehmende Nachfrage nach Hypothekarkrediten die Wirtschaft der USA in nicht nachhaltige Höhen getrieben, so bereiten diesmal eher die Ausstände an Studentenkrediten und Ausleihungen für die Anschaffung von Autos Sorgen. Die Aktiennotierungen liegen deutlich über historischen Höchstwerten und die Notierungen einiger Unternehmen sind trotz jahrelanger Verluste von Hoffnung getrieben.
Wenngleich sich die Rezession der USA im Jahr 2008 relativ schnell und heftig auf den Euro-Raum und Österreich übertrug, waren in den vergangenen 20 Jahren durchaus auch eigenständige - von den USA unabhängige - Konjunkturzyklen zu beobachten.
Aktuell scheint die Wahrscheinlichkeit, dass sowohl der Euro-Raum als auch Österreich einer Rezession in den USA folgen, deutlich niedriger zu sein als 2008. Dafür spricht, dass die Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzsalden zwischen den Euro-Ländern - die in weiterer Folge die Finanzmarktkrise auslösten - und auch die Kreditausstände für Immobilien und Konsum deutlich niedriger sind. Dies vermindert die Möglichkeit, dass erwartungsgetriebene Preisblasen platzen und sich auf die Realwirtschaft übertragen, deutlich. Die Wahrscheinlichkeit einer Verlängerung des Aufschwunges bzw. einer Verstärkung der Dynamik durch die nicht einschränkenden geld- und fiskalpolitischen Bedingungen scheint daher deutlich höher zu sein als ein unmittelbar bevorstehender Abschwung aufgrund einer Rezession in den USA.